Viel Leistung in immer flachere Gehäuse zu pressen – das ist der Anspruch der Hardwarehersteller. Dank neuer Prozessoren, die bei steigender Leistung immer weniger Wärme abgeben, lassen sich die Komponenten immer enger packen und in immer flachere Gehäuse stecken. In Länge und Breite dagegen tut sich wenig – weil eben der Bildschirm diesem Platz braucht. Unter diesen Voraussetzungen ist Lenovo mit dem Thinkpad P1 an die Grenzen des Machbaren gegangen und dem Unternehmen ist ein beeindruckendes Kraftpaket gelungen, das den alten Espresso-Werbeslogan in IT umsetzt.
Wer die üblichen, kantigen Thinkpad-Laptops im Hinterkopf hat, wird sich wundern, wenn er zum ersten Mal das Thinkpad P1 zu sehen bekommt – solch eine Flunder hatte man bei Lenovo bisher nicht gesehen. Die 18,4 Millimeter in den Werksangaben konnte ich nicht nachvollziehen, aber bis auf eine Gummileiste im hinteren Bodenbereich zeigt der Messschieber unter 20 Millimeter an. Durch den außen nach oben gekanteten Boden scheint das Thinkpad P1 auf dem Schreibtisch zu schweben und sieht noch schmaler aus als es tatsächlich ist. Die Gummileiste stellt das Gerät nicht nur hinten etwas auf, was das Tippen angenehmer macht, beim Tragen gibt sie zudem der Hand halt und das Gerät liegt gut in der Hand.
Die inneren Werte der Flunder können ebenfalls überzeugen: Core i5- und i7-Prozessoren der 8. Generation „Coffee Lake“ und Xeon, Nvidia Quadro P1000 oder P2000-Grafik und bis zu 64 GByte RAM stehen im Datenblatt. Das Testgerät enthielt den Core i7-8750H mit sechs Prozessoren, Hyperthreading und 2,2GHz Taktfrequenz, die im Turbomodus auf bis zu 4,1GHz steigen kann. Zudem stehen Steckplätze für zwei NVMe-SSDs mit je bis zu 1 TByte zur Verfügung. Die beiden Laufwerke lassen sich auch als Raid 0 oder 1 konfigurieren.
Den angesprochenen Bildschirmplatz nutzt das Thinkpad P1 nahezu optimal aus, rund um das matte 15,6-Zoll-Display mit FullHD-Auflösung liegen sehr schmale Ränder, 7,5 Millimeter seitlich und 13 Millimeter oben. Alternativ ist ein 4k-Touchdisplay erhältlich. Tolles Detail: Der sogenannte ThinkShutter ist eine verschiebbare Abdeckung vor der Kamera oberhalb des Displays, welche die Kamera physikalisch abdeckt.
Die Schnittstellenausstattung ist für das kompakte Gehäuse sehr gut, an der linken Seite sind neben dem Stromanschluss zwei Thunderbolt 3-, ein HDMI 2.0, ein Mini-GByte-Netzwerk und ein Mikro-Lautsprecheranschluss zu finden. Rechts bietet das Gehäuse zwei USB 3.1-Anschlüsse sowie einen SD-Karten- und einen Smartcardeinschub. Die optionale Dockingstation nutzt die Thunderbolt-Anschlüsse. Drahtlos lässt sich per WLAN und Bluetooth Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Auch diesem Rechner fehlt wie so vielen in letzter Zeit ein WWAN-Anschluss für Mobilfunkverbindungen.
Die Tastatur ist Thinkpad-typisch angenehm zu benutzen, überhaupt fühlt sich das stabile Gehäuse mit seiner samtig-matten Beschichtung auf allen Oberflächen sehr angenehm an. Das Touchpad ist groß und mit Klick, echte Maustasten liegen oberhalb des Touchpads. Zudem ist der Thinkpad-typische Touchpin in der Mitte der Tastatur verbaut. Ein Fingerabdruckscanner sorgt für Sicherheit.
Was will man bei einem solchen Power-Rechner testen? Die Benchmark-Ergebnisse des SPECviewperf 13.0 sind für einen Mobilrechner sehr gut, an Rechenleistung und „Schwuppdizität“ mangelt es dem Gerät sicher nicht. Es ist mit knapp über zwei Kilogramm und seinen geringen Abmessungen sehr transportabel, Lenovo hat ein praktisches Netzteil beigelegt, das gleichzeitig zum Aufwickeln der Kabel dienen kann. Wichtig für den Profinutzer sind die ISV-Zertifizierungen, die von A wie ArcGIS und Autocad über Catia, Creo, Inventor, Microstation NX, PDMS, Revit, Solid Edge und SolidWorks bis zu V wie Vectorworks reichen.
Ich kritisiere das Fehlen von Einbauplätzen für eine magnetische Festplatte und eine WWAN-Karte, aber das ist inzwischen in dieser Größenklasse leider üblich – man muss eben in die im Vergleich zur HD sündhaft teuren NVM-Karten und einen portablen WLAN-Hotspot investieren. In der nicht geringen Investition – die durch die technischen Daten durchaus gerechtfertigt ist – fällt zumindest der Hotspot kaum auf und eine zweite SSD kann man nachträglich hinzukaufen, wenn sich das Konto beziehungsweise das IT-Budget etwas erholt hat. Die getestete Ausbaustufe kostet etwa 2.300 Euro, Im Vollausbau lässt sich der Preis im Lenovo-Konfigurator aber auch bis über 5.000 Euro treiben.
Der Bildschirm beeindruckt mit seinen knackigen Farben, die Lautstärke des Lüfters, der bei höherer Belastung anspringt, ist erträglich. Das Gehäuse fühlt sich sehr stabil an, nichts verwindet sich oder knarzt – auch in dieser Beziehung ist das P1 ein typisches Thinkpad.
Lenovo hat mit dem Thinkpad P1 einen ultramobilen Rechner mit viel Power im Angebot, die sich im Reigen der flachen Flundern durchaus sehen lassen kann. Mit 15,6 Zoll Bildschirmdiagonale bietet es viel Platz zum Konstruieren, und über die Thunderbird-Anschlüsse lassen sich weitere Monitore anschließen. Kombiniert mit einer passenden Dockingstation, die das große Kabelgewirr auf ein oder zwei Thunderbird-Anschlüsse reduziert, eignet sich das Thinkpad P1 durchaus als „Rechner für alles sowohl im Büro als auch unterwegs. Für CAD ist er auf jeden Fall ausreichend ausgestattet und die 64 möglichen GByte RAM reichen dann auch für große Modelle.
Guten Tag,
ich habe eine Frage zur Geräuschentwicklung des P1. Sie haben angegeben, dass die Lautstärke unter Volllast erträglich ist. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist es damit auch noch leise genug, dass man in der Uni nicht stört? Ich haber vor mir ein P1 für’s Maschinenbau Studium zu beschaffen.
Gruß
Tim
Ich fand es unauffällig, der Lüfter störte mich nie. Also sicher geeignet fürs Studium.
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Sie sind also auch der Meinung, dass das P1 die CAD und CAE Systemvorraussetzungen im Studium erfüllt? Bei dem Preis möchte ich sichergehen, dass ich auch wirklich bis zur Master Arbeit mit dem Laptop durchkomme.
CAE ist natürlich ein dehnbarer Begriff in Bezug auf die benötigte Rechenleistung, da gibt es wohl nie „genug“. Aber zum Vergleich: Mein ZBook 14, das ich hier getestet habe, hat nach wie vor genug Rechenpower für komplexere Einzelteile oder kleine Zusammenbauten unter SolidWorks 2019. Und das P1 hat doch einiges mehr an Power, soweit ich das sehe.