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Euromold-Nachlese: Preiswerter 3D-Druck ist nicht mehr nur FDM

Eins war auffällig beim Besuch der Euromold: War der Bereich der preiswerten 3D-Drucker noch vor einem oder zwei Jahren dominiert von FDM-Druckern, die mit offenen Gestellen und frei laufenden Kabeln meist den Charme einer Bastellösung ausstrahlten, sind die neuen Anbieter zum einen um ein ästhetisches Äußeres bemüht, zum anderen sind nun auch laserbasierte Drucktechnologien im Segment unter 10.000 Euro zu finden – nicht zu vergessen der Form2, den ich im letzten Beitrag vorgestellt habe.

Andromeda von Sharebot: Ein Harzdrucker mit DLP-Technologie als Prototyp
Andromeda von Sharebot: Ein Harzdrucker mit DLP-Technologie als Prototyp

So präsentierte der italienische Druckerhersteller Sharebot mit dem Snow-White einen DLS (Direct Laser Sintering, auch SLS, Selective Laser Sintering)-Drucker, der eine breite Palette von Pulvern verarbeiten soll – der Hersteller bewirbt ihn explizit als „perfekte Labormaschine zum Test neuer Pulver, weil er mit nur 3kg Pulver betrieben und das gesamte Pulver wieder zurückgewonnen werden kann.“ Sämtliche Druckeinstellungen lassen sich frei wählen. Natürlich bietet Sharebot auch eigene Pulver und die zugehörigen Parametersätze an, mit denen der Anwender sofort drucken kann. Als Anschauungsobjekt wurde unter anderem ein Teil aus Alumide gezeigt, einem aluminiumgefüllten Polyamidpulver (PA12). Einer der Mitarbeiter am Stand sagte mir, dass man sogar mit Metallpulvern experimentiere. Der Bauraum ist 100 x 100 x 130 Millimeter groß, die Schichtdicke je nach Pulver zwischen 0,4 und 0,04 Millimeter.

Sharebot zeigte zudem die Andromeda, einen SLA-Drucker, der mit Harz arbeitet, aber derzeit noch im Prototypenstadium steckt.

Sinterit Lisa: Flexibel durch gute Heizung, schöne Vorderfront.
Sinterit Lisa: Flexibel durch gute Heizung, schöne Vorderfront.

Aus Polen kommt Sinterit mit dem Lisa SLS-Printer. Das Gerät verarbeitet Polyamid PA12 und bietet einen Bauraum von 130 x 170 x 130 Millimeter. Das Gerät basiert auf einem LED-Laser und erreicht Schichtdicken bis 0,06 Millimeter. Beeindruckend war ein gedrucktes „Buch“, dessen Seiten sauber voneinander getrennt waren. Das Gerät ist auf dem Markt und soll 6990 Euro zzgl. MwSt. kosten. Auffälig auch: Ein wirklich schön geformtes Gehäuse mit einer roten Vordertür.

Sintratec S1: Schweizer Qualität als Fertigdrucker - ebenfalls für Pulverdruck.
Sintratec S1: Schweizer Qualität als Fertigdrucker – ebenfalls für Pulverdruck.

Der Schweizer Hersteller Sintratec setzt ebenfalls auf das SLS-Verfahren. Das Crowdfunding-finanzierte Unternehmen präsentierte auf der die neueste Generation Sintratec S1. Im Gegensatz zum bisher erhältlichen Sintratec Kit ist der S1 kein Bausatz, sondern ein Fertiggerät. Technische Daten wurden mir leider nicht zugänglich gemacht – beziehungsweise ich wurde auf die Website verwiesen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch keine Daten des S1 bereithält, der Bauraum dürfte jedoch etwa im Bereich der anderen genannten Geräte liegen. Die ersten Geräte sollen Anfang 2016 ausgeliefert werden. Das Kit-Modell kostet 4999 Euro zzgl. MwSt, auf der Messe galt ein Sonderpreis von 4499 Euro.

Gedruckte Schaltkreise - die Spezialität von Voxel8
Gedruckte Schaltkreise – die Spezialität von Voxel8

Voxel8 erregte Anfang des Jahres viel Aufsehen – zum einen als erstes Unternehmen, das von Autodesks -Fonds profitierte, zum anderen mit einem Video, das die Technologie zeigte: FDM-Druck plus Drucken von Leiterbahnen. Der Drucker ist inzwischen marktreif und wird Anfang 2016 verfügbar werden.

Doch die FDM-Technologie ist nicht auf dem Rückzug, nach wie vor stellen die FDM-Drucker die Mehrzahl und das untere Ende des 3D-Drucker-Preisgefüges. Auch hier gab es Neuigkeiten, so zeigte der Wiesbadener Bürogroßhändler Gerth den Up Box des australischen Herstellers 3D Printing Systems. Der Up Mini erlangte als „Tchibo-Drucker“ einige Bekanntheit, der Up Box zielt nun auf professionelle Anwender. In einem schicken schwarzen Gehäuse verbirgt sich ein Bauraum von 255 x 205 x 205 Millimeter und ein beheiztes Bett. Das Gerät besitzt einen Sensor, der das Kalibrieren des Druckbetts automatisiert. Der Drucker kann mit PLA- und ABS-Filament von Up, aber auch mit 1,75mm-Filament anderer Hersteller betrieben werden.

Der Up Box richtet sich an professionelle Anwender.
Der Up Box richtet sich an professionelle Anwender.

Kühling & Kühling haben ihren RepRap Industrial „gepimpt“, der Druckkopf erreicht nun bis zu 400 Grad, um auch exotischere Materialien wie PEEK, PVDF oder PI zu drucken. Den Dual-Druckkopf hat das Gerät von Haus aus, eine neue Wiper-Option putzt den Druckkopf beim Farb- beziehungsweise Materialwechsel.

Eine Überraschung für mich war, dass HP einen Stand im 3D-Druck-Bereich gemietet hatte. Außer einem Video der neuen Drucktechnologie, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll, sowie einigen Testdrucken konnte jedoch nichts vorgezeigt werden. Die Qualität der Drucke war sehr gut, einige Modelle waren sogar bunt, allerdings nicht fotorealistisch – man wird weiter warten müssen, was HP da ausbrütet.

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