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Vision, Realität und Ausblick – Siemens PLM Europe in Berlin

Etwa 850 Teilnehmer trafen sich gestern in Berlin, um die PLM Europe zu besuchen, das jährliche Treffen der -, - und -Anwender. Ein dreitägiges Programm erwartet die Teilnehmer, Neuigkeiten gab es zu allen drei Paketen, darunter ein sehr interessanter Ausblick auf NX 10.

Grindstaff sieht vier Schwerpunkte, auf denen die Entwicklung der Siemens PLM-Lösungen basiert.
Grindstaff sieht vier Schwerpunkte, auf denen die Entwicklung der Siemens PLM-Lösungen basiert.

-CEO präsentierte in der Eröffnungs-Keynote seine PLM-Vision, die weit über die übliche, enge Definition hinausgeht – was meinen Artikel hier übrigens bestätigt. Produkte werden immer intelligenter und damit auch komplexer, was große Auswirkungen auf die Produktentwicklung hat – auch sie wird komplexer. Zudem wirken immer mehr Randbedingungen und Einflüsse – siehe Compliance – auf das Produkt und dessen Entwicklung ein, die Chance, aber eben auch Risiken bedeuten.

Grindstaff sieht zwischen „ideation“, also der Produktentstehung, dem traditionellen PLM-Einsatzgebiet, und der „utilization“, also der Nutzungsphase des Produkts, als wichtigen dritten Baustein die „realization“, also die Fertigung beziehungsweise deren Vorbereitung. Er hält die Rückkopplung aus den beiden nachgelagerten Bereichen als sehr wichtig für die „ideation“ beziehungsweise die Entstehung von Innovation an, weil aus diesen Bereichen Risiken auf das Produkt zukommen – Nichterfüllung von Anforderungen, Problemen bei der Fertigung und anderes. Wenn die Prozessbeteiligten – die teils ganz unterschiedliche Sichten auf das Produkt haben – aus allen drei Bereichen zusammenkommen und -arbeiten, entstehen laut Grindstaff an den Berührungspunkten Kerne für Innovationen.

Die Produktentstehung und damit auch PLM braucht also Rückkopplung aus den anderen Phasen des Produktlebenszyklus, und Grindstaff sieht es als Siemens‘ Fokus, Innovation umsetzbar zu machen. Er unterstrich, dass Digitalisierung nicht bedeutet, traditionelle Prozesse 1:1 auf digitalen Medien und Werkzeugen abzubilden.

Als Beispiel für „realization“ und die positiven Effekte, die die Verknüpfung von Siemens PLM Software-Lösungen und Siemens-Automatisierungstechnik haben kann, zeigte Grindstaff einen virtuellen Maschineneinrichtungsplatz, an dem ein NC-Programm auf der realen Steuerung abläuft, diese jedoch keine Maschine steuert, sondern ein CAD-Modell dieser Maschine. So lassen sich NC-Programme testen, ohne die Werkzeugmaschine zu blockieren – diese wird dann zum Endtest drei Tage benötigt statt drei Wochen, was die Einrichtung einer komplexen Bearbeitung früher benötigte.

Grindstaff und seine folgenden Redner betonten die Offenheit ihrer Lösungen, die es unter anderem ermöglichen, Softwarelösungen von Drittanbietern an den Teamcenter-Backbone anzuflanschen.

Paul Sicking, Senior Vice President, Chief Technology Office, zeigte eine ganze Reihe neuer Technologien, an denen Siemens PLM Software arbeitet. Er nannte die Virtualisierung von CAD-Workstations und vor allem die Verlagerung leistungsfähiger Grafiklösungen ins Rechenzentrum einen „heiligen Gral“ der IT-Branche. Mit Lösungen wie Nvidias Grid sei dies nun möglich. Sicking zeigte eine Verknüpfung von NX mit Raytraced Studio, bei der das Echtzeit-Rendern der NX-Modellansicht in die Cloud verlagert war. Eine sehr interessante Neuerung ist die Unterstützung von Touch-Devices in NX, Active Workspace und JT2Go, dem JT-Viewer von Siemens, die Sickings Kollege Paul Brown mit NX 10 auf einem Surface Pro-Tablet demonstrierte. Im Touchmodus ersetzt eine quer scrollende Buttonleiste die

Teamcenter bietet seit Längerem eine Architektur für SLM.
Teamcenter bietet seit Längerem eine Architektur für SLM.

normale Menüleiste oben, Menüfenster sind vergrößert und scrollen und ein numerisches Eingabepad erleichtert die Eingabe von Maßen und Werten. NX unterstützte in der Demo Multitouchgesten wie das Zoomen mit zwei Fingern, die Bedienung scheint sehr flüssig und natürlich zu funktionieren. Zudem erleichtert der Stift des Surface Pro genaue Eingaben. Zum Abschluss seines Vortrags streifte Sicking noch die Themen 4GD, die Technologie von Siemens, die ein Zurechtfinden in sehr großen Baugruppen erleichtert und rasend schnelle Suchen ermöglicht, sowie System Simulation. Im letzteren Bereich hat Siemens mit der Akquisition von LMS eine ganze Reihe ausgereifter Technologien hinzubekommen, was Sicking mit einer Maschinensimulation zeigte. Es handelte sich um eine Verpackungsmaschine für Gummibärchen, die fertige Päckchen in Kartons ablegt. Die Simulation war so detailliert, dass die Päckchen, wenn ein Karton nicht richtig unter dem Einfülltrichter steht, danebenfallen beziehungsweise den Trichter verstopfen – eine Realitätsnähe, die ich so noch nicht gesehen habe.

Das Thema Service Lifecycle Management (SLM) wird ja bisher hauptsächlich von PTC gepusht, der Vortrag von Matt Booth von Siemens und Jaques Spee von HP zeigte dann, dass Siemens PLM Software dieses Thema seit langem unterstützt. SLM bietet sehr große Umsatzchancen, die den ursprünglichen Verkaufspreis im Lauf des Produktlebens um das zwei – bis zwanzigfache übersteigen können.

Die Keynotes der boten eine hörenswerte Mischung aus Vision, Realität und Ausblick. Über die Produktneuheiten in Teamcenter und NX10, die am Nachmittag gezeigt wurden, informiere ich im nächsten Blogpost morgen.

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