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Makerbot fokussiert sich auf Profianwender

Zwei Meldungen von vorletzter (hatte ich in Facebook schon kommentiert) und dieser Woche werfen ein interessantes Bild auf einen Strategiewechsel bei Makerbot: Das Unternehmen fokussiert sich offensichtlich auf professionelle und akademische Anwender. Auf der einen Seite kostet das 100 Mitarbeiter, das sind etwa 20 Prozent des -Personals, den Job, auf der anderen Seite beginnt das Unternehmen, ein Partnernetzwerk aufzubauen. Im Heimanwendermarkt hatte das Unternehmen zuletzt stark an Ansehen und wahrscheinlich auch an Umsatz verloren.

Deas Makerbot-Ladenlokal in Boston - ebenso geschlossen wie die Geschäfte in New York und Greenwich (Bild: Makerbot).
Deas Makerbot-Ladenlokal in Boston – ebenso geschlossen wie die Geschäfte in New York und Greenwich (Bild: Makerbot).

In den USA geht es ziemlich rau zu, wenn ein Unternehmen Mitarbeiter abbaut, das zeigt ein anonymer Eintrag auf Reddit vom 17. April:

All my friends at MakerBot just got laid off. They say there is currently private security escorting about 100 people out of buildings in their industry city complex in Brooklyn.

Da kommt der Sicherheitsdienst und eskortiert die Mitarbeiter aus dem Gebäude – zum Glück undenkbar in Deutschland. Im Makerbot-Blog folgte ein dürres „Announcement“, in dem der Fokuswechsel beschrieben wurde. Darin werden Sparmaßnahmen verkündet, neben dem Mitarbeiterabbau zählt dazu die Schließung der drei Ladengeschäfte, die Makerbot in New York, Boston und Greenwich, Connecticut, unterhalten hatte.

Laut der Mitteilung fokussiert sich das Unternehmen auf „improving and iterating our products, growing our 3D ecosystem, shifting our retail focus to our national partners and expanding our efforts in the professional and education markets.”

Makerbot baut Service Center auf

Dazu passt eine Pressemitteilung, die heute erschienen ist und die ich im Original anhänge, weil sie noch nicht online verfügbar ist. Makerbot Europe arbeitet danach in Zukunft mit verschiedenen Partnern zusammen, die zu MakerBot Authorized ServiceCenters erklärt werden. Die acht europäischen „MakerBot Authorized ServiceCenter dienen als Anlaufpunkt für alle MakerBot-Kunden. Sie kümmern sich um alle Anfragen, die unter die MakerBot Europe Garantie fallen sowie um den neuen europäischen MakerBot MakerCare Protection Plan.“ Der MakerCare Protection Plan erweitert die einjährige europäische Herstellergarantie auf zwei Jahre, der kostenlose Telefonsupport kann ebenfalls zwei Jahre statt 30 Tage lang in Anspruch genommen werden. Die neuen MakerBot Authorized ServiceCenter sind KD85 (Belgien), Machines-3D (Frankreich), Schimautz Ges.m.b.H. (Österreich), CADXPERT (Polen), 3WAY d.o.o. (Slowenien), Ultralab S.L. (Spanien), Alltron AG (Schweiz), 3bFab (Türkei).  Das Unternehmen sucht noch weitere Partner in Europa, um den Vor-Ort-Service zu verbessern.

Alternativen zu den Makerbot-Geräten überschwemmen den Markt (Bild: Makerbot)
Alternativen zu den Makerbot-Geräten überschwemmen den Markt (Bild: Makerbot)

Für mich zeigen die beiden Verlautbarungen, dass Makerbot beziehungsweise Stratasys offensichtlich im Heimanwendermarkt keine Zukunft mehr sieht und sich auf Unternehmen und Bildungsstätten konzentriert – die eben auch mehr Unterstützung erwarten als die Bastler- beziehungsweise Heimanwenderszene.

Ich sehe drei Gründe für diese Entwicklung: Makerbots Ruf hat in der Open Source-Szene extrem gelitten, zudem werden die Geräte so teuer, das der Hobbyanwender sie sich kaum noch leisten kann und drittens wird der Markt von billigen Clones und Alternativen, unter anderem aus China, geradezu geflutet.

Der Grund für das Negativimage ist sehr einfach: Makerbot hat sich aus der Open Source-Community, die ursprünglich die von Makerbot bis heute genutzte Technik entwickelte, zurückgezogen und patentiert offensichtlich sogar das geistige Eigentum anderer. Nach einer Änderung der Geschäftsbedingungen des 3D-Repositoriums Thingiverse im Jahr 2012 bekommt das Unternehmen Zugriff auf alle dort veröffentlichten Modelle, was der Beliebtheit in der RepRap-Szene nicht gerade zuträglich war. Richard „RichRap“ Thorne liefert in einem Blogpost eine gute Zusammenfassung und ein Beispiel, bei dem Makerbot eine seiner eigenen Entwicklungen zum Patent eingereicht hat. Das hat in einer Szene, in der viele Neulinge in Foren oder Facebook-Gruppen nach Kaufempfehlungen zu 3D-Druckern fragen, sicher einen großen Einfluss. Ich habe jedenfalls dort schon lange keine Empfehlung pro Makerbot mehr gesehen.

Das zweite – und damit verbunden das dritte – Argument betrifft den Preis. Natürlich ist es zu einem gewissen Grad der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, aber wenn man den Preis für einen Makerbot von 2140,81 Euro (im offiziellen Makerbot-Store) mit den 399 bis 500 Euro für den China-Clone bei Amazon oder Ebay vergleicht, ist klar, wofür sich ein Hobbyanwender entscheiden wird. Und im Preisbereich bis 1000 Euro bietet sich eine ganze Reihe qualitativ hochwertiger Alternativen an.

Insofern tut Makerbot gut daran, sich auf den Profimarkt zu konzentrieren. Es fragt sich dann nur, wofür Stratasys das Unternehmen gekauft hat – offensichtlich ließ sich das Ziel, sich im Niedrigpreissegment zu etablieren, nicht erreichen.

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