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Neue Struktur für CAD-Daten: Siemens PLM Connection 2013

Die Siemens PLM Connection wächst kontinuierlich, am ersten Tag konnte CEO Chuck Grindstaff  um die 850 vorangemeldete Besucher in Berlin begrüßen, mit Tagesgästen dürfte die Besucherzahl damit 900 erreicht haben – ein schöner Erfolg für ein Anwendertreffen in Europa. Die Ausrichtung hat sich im Lauf der Jahre gewandelt, war ursprünglich die CAD-Software im Mittelpunkt gestanden, gibt heute über die Hälfte der Teilnehmer als wichtigstes Interesse an. Nach Teamcenter und NX folgten NX CAM und an Platz 3 und 4 der Interessen, die Vorträge am 14.-16. Oktober waren entsprechend an die Interessenlage angepasst.

Chuck Grindstaff begrüßte knapp 900 Besucher.
Chuck Grindstaff begrüßte knapp 900 Besucher.

Am Nachmittag des ersten Tages kamen die interessanten Vorträge, die sich mit den Neuheiten bei den drei Hauptprodukten Teamcenter, Tecnomatix und NX beschäftigten. Eine grundlegende, „philosophische“ Neuerung ist 4GD, Fourth Generation Design. Bisher sind Baugruppen hierarchisch strukturiert, Eine Hauptbaugruppe beinhaltet Unterbaugruppen, diese wiederum Unterbaugruppen, und so weiter. Erstens ist dieser hierarchische Aufbau nicht immer sinnvoll – man denke nur an einen Motordichtsatz, der in dieser Struktur sehr schwierig zu erstellen ist, da die Dichtungen zu vielen verschiedenen Baugruppen gehören – Zylinderkopf, Block, Ölpumpe und so weiter. Zweitens wird der hierarchische Ansatz beim Laden großer Baugruppen zum Hindernis, denn es muss im CAD-System immer die gesamte Hierarchie geladen werden, auch wenn nur ein kleiner Teil des Modells interessant ist. Eric Sterling, der Leiter der Teamcenter-Sparte, nannte als Extrembeispiel den Schiffbau: Ein  großes Schiff kann inklusive aller Revisionen und Varianten i Laufe des Lebenszyklus bis zu acht Milliarden Komponenten beinhalten. Auch wenn ein großer Teil davon obsolet ist, bleibt doch eine unglaubliche Baugruppengröße übrig.

Im Zuge der Erweiterung der Schiffbaufunktionalität hat nun 4GD ins Leben gerufen. Diese Philosophie geht von der Einzelkomponente aus, die eine Vielzahl von Merkmalen aufweist, nach denen gesucht und selektiert werden kann. Dies ermöglicht es beispielsweise, alle Komponenten in einer bestimmten Entfernung um die zu bearbeitende Komponente, in einem bestimmten Raum, von einem Bearbeiter und so weiter zu laden. Die herkömmliche Baugruppenstruktur ist dann nur noch eine von vielen Möglichkeiten, die Konmponenten zu strukturieren. Anders gesagt, Siemens PLM Software trennt Komponente und Struktur, letztere wird auf Anforderung erzeugt. Dies ermöglicht in Teamcenter unglaublich schnelle Suchen, die nahezu unabhängig von der Baugruppengröße sind.

Subdivisional Modeling: Organische Formen schnell erstellt. (Bild: Siemens)
Subdivisional Modeling: Organische Formen schnell erstellt. (Bild: Siemens)

Jim Rusk, SVP und General Manager für NX, erläuterte im Interview, dass die 4GD-Funktionalität in NX 8.5 und Teamcenter 9.1 „still“ eingeführt worden sei und mit dem jetzt vorgestellten NX 9 und TC 10.1 offiziell vorgestellt wird. NX 9 bringt eine Vielzahl von Neuerungen, die ganz überwiegend aus Gesprächen mit Kunden heraus entwickelt wurden. Rusk sagte, dass Anwender, die noch mit NX 7.5 arbeiten – und das sind, nach den Handzeichen bei der Keynote zu urteilen, immer noch ein großer Teil – über 3000 Mannjahre Entwicklungsarbeit nicht nutzen, die Siemens bis zur neuen Version 9 in NX investiert hat.

Beeindruckend ist das neue Modul Realize Shape, das Subdivision Modeling (SDM) direkt in NX integriert. SDM erlaubt es, sehr organische Formen zu entwickeln. Man beginnt mit einem Ball, um den ein Würfel angezeit wird. Die Ecken des Würfels sind gleichzeitig Ankerpunkte für Manipulation. Man kann nun jederzeit eine Fläche des Würfels in mehrere Abschnitte unterteilen, die Kreuzungspunkte der Trennlinien sind wiederum Ankerpunkte. Durch Ziehen und Drücken ist es möglich, sehr schnell sehr ansprechende Formen zu erzeugen. Statt diese extern in einer Designsoftware zu definieren und dann ins CAD-System zu importieren, ermöglicht es Realize Shape, die Form direkt im CAD-System zu entwickeln und mit CAD-Funktionen weiterzubearbeiten.

Realtime Rendering ermöglicht es, fotorealistische Echtzeitanzeigen zu erzeugen. Die Funktion nutzt mehrere CPU-Kerne ebenso wie GPUs. Viel getan hat sich zudem im 2D-Bereich, wo die Synchronous Technology im Skizzenbereich Einzug hält. Auch komplexe DXF-Dateien lassen sich damit im Handumdrehen ändern, um beispielsweise Altteile aus Skizzen dreidimensional aufzubauen. Viele Änderungen vereinfachen reale Industrieworkflows, wie das Erstellen von Taschen und Rippen im Luftfahrtbereich. Im Simulationsbereich können nun bestehende Netze bei geringen Geometrieänderungen weiterverwendet werden, mit einer Morphing-Funktion lassen sich Netzte in andere Netze einbauen.

Betrachtet man die Neuerungen insgesamt, zeigt es sich, dass Siemens ganz offensichtlich die Workflows in verschiedenen Industrien analysiert und typische Arbeitsabläufe daraus mit Funktionen unterstützt, wobei die Neuerungen auch anderen Industrien zugutekommen. 4GD zum Beispiel ist zwar anscheinend basierend auf Schiffbauanforderungen entstanden, bringt aber natürlich in allen anderen Bereichen etwas, wo es um größere Baugruppen und komplexe Produkte geht. Siemens hat damit einen lebensnahen Weg gefunden, die Entwicklung dahin zu führen, wo die Anwender sie brauchen, statt Features zu entwickeln und hinterher nachzusehen, ob diese irgendwo gebraucht werden.

Weitere Neuheiten in NX, Teamcenter und Tecnomatix folgen in den nächsten Tagen

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