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PTC Liveworx Boston 2023: Creo geht in die Cloud, PTC in den Service

Nach vier Jahren Pause konnte ein sichtlich erfreuter PTC-CEO am Dienstag, den 15. Mai 2023, im Convention and Exhibition Center (BCEC) etwa 5.000 Teilnehmer zur 2023 begrüßen, nochmals etwa 5.000 Interessierte waren online zugeschaltet. PTC zeigt in Boston seine Produktpalette, die mit der Akquisition von Codebeamer im Frühjahr 2022 und dem Kauf von Servicemax im Januar 2023 eine interessante Erweiterung erfuhr. News gab es auch bei den bestehenden Angeboten, unter anderem wurde – ein Jahr nach + – mit Creo+ die -Version des PTC-CAD-Systems angekündigt.

PTC Liveworks is back: 5.000 Teilnehmer trafen sich am 15.-18. Mai 2023 in Boston.

Das PTC-Portfolio rundet sich ab, während die Softwareentwicklung unterstützt, ergänzt das After Sales-Portfolio rund um Arbortext, , Servigistics, Warranty und ThingWorx. Servicemax ist eng mit dem CRM-System Salesforce verbunden, das die Verknüpfung zum Kunden und dessen Daten schafft. So schaffen Heppelmann und seine Führungsmannschaft Schritt für Schritt eine komplette Lösung für den gesamten Produktlebenslauf.

Heppelmann unterscheidet zwischen Unternehmen mit komplexen Produktplattformkonzepten, für die traditionelle PTC-Softwareprodukte wie Creo und Windchill sowie das gesamte obengenannte „Drumherum“ gedacht sind. Diese Produkte sind bei PTC in der Digital Thread Group angesiedelt. Daneben existiert die Velocity Group mit und Arena, die für schnelle, agile Produktentwicklung stehen. Ich finde diese Sicht auf Onshape etwas verkürzt, denn dieses System ist meiner Meinung nach nicht einfach das „kleine“ System neben dem „großen“ wie bei Catia/SolidWorks oder NX/Solid Edge. Onshape steht für einen grundlegend neuen Ansatz, der sich nicht nur in der SaaS-Architektur ausdrückt, sondern durch diese Architektur völlig neue Formen der Arbeit und Zusammenarbeit ermöglicht. Dave Katzman, VP Velocity Group, präsentierte Onshape und Arena während der General Session am ersten Konferenztag der Liveworx 2023.

Endlich wieder auf der Bühne: Jim Heppelmann freut sich über den Live-Event

Jim Heppelmann sprach lange über den „Infinity Loop“, die auf der Seite liegende „8“, die den Produktlebenszyklus abbildet. Der linke, im PTC-Universum grün gefärbte Ring repräsentiert den virtuellen Teil des digitalen Zwillings, die rechte, weiße Hälfte den realen Lebenszyklus des realen Produkts. Hier passen alle Produkte des PTC-Portfolios hinein.

PTC-Urgestein Brian Thompson hatte für die Liveworx 2023 einiges Neue aus dem Creo-Bereich im Gepäck: Neben der neuen Version Creo 10 auch das brandneue Angebot Creo+. In einer Vorstellung am Mittwoch gab es weitere Infos dazu. Ganz wichtig und ganz klare Aussage: Creo basiert auf einer einzigen Codebasis, aus der Installationsmedien entstehen – Desktop-basiertes Creo 10 – und gleichzeitig eine Version für die SaaS-Plattform Atlas generiert wird. Das sei überhaupt kein Aufwand, weshalb es auch keinen Grund gebe, an dieser Dualität etwas zu ändern, sagte Thompson.

Creo+ hat einige interessante Features von Onshape geerbt, voran die direkte Zusammenarbeit und das Branching & Merging. Er zeigte eine Video-Demo, in der vier Entwickler gemeinsam an einer Baugruppe arbeiten. Für den Onshape-Kenner zeigte sich dabei ein subtiler, aber entscheidender Unterschied zum „echten“ Onshape: Creo+ ist nach wie vor Dateibasiert. So mussten die Mit-Entwickler, die in der Demo vom Lead Engineer zur Zusammenarbeit eingeladen wurden, zum einen Dateien öffnen statt einfach auf einen Link klicken. Vor allem aber können in Onshape mehrere Entwickler dasselbe Part Studio öffnen und an einem einzigen Modell gleichzeitig arbeiten. In Creo+ wird das Bauteil, sobald einer der „Kollaborierer“ etwas an diesem Bauteil ändert, für die anderen Modellierer gesperrt und wieder freigegeben, sobald das Modell in allen Instanzen aktualisiert wird. Das passiert zwar automatisch und im Hintergrund – also nicht durch Schließen und erneutes Laden des Modells – aber eben nicht so völlig nahtlos wie in Onshape, das alle Transaktionen in einer Datenbank speichert.

Im „Infinity Loop“ läuft nach dem Verständnis von PTC der Produktlebenszyklus im Wechsel zwischen digital und real.

Dass Creo+ und natürlich auch Creo 10 nach wie vor mit Dateien arbeiten, hat noch eine weitere Auswirkung: Onshape kann schneller weiterentwickelt werden, während, wie Thompson sagte „ein neues Creo-Feature, das die Aufwärtskompatibilität stört, als Bug betrachtet wird“. Tatsächlich kann jede Creo-Version Daten bis zurück zu Pro/Engineer 1 öffnen und nativ interpretieren. Das soll auch in Zukunft so bleiben, sodass die Entwickler an dieser Stelle nicht alle Freiheit haben.

Zweiter Wermutstropfen: Die erste Version von Creo+ wird zwar über SaaS ausgerollt, aber noch lokal installiert. Das dauert nach Thompsons Aussage nur etwa 45 Minuten, ist aber eben kein Cloudsystem. Echtes Cloudfeeling – also CAD im Browser und ohne lokale Dateien – soll irgendwann im Jahr 2024 kommen.

Die SaaS-Roadmap zeigt die Pläne von PTC im Digital-Thread-Bereich.

In Planung ist auch noch ein „Onshape-artiges“ Datenverwaltungssystem, „mehr als PDM und weniger als Windchill“, wie Thompson es sagte. Sehr interessant an der „+-Welt“ ist, dass die Schwierigkeiten beim Update kombinierter Creo- und Windchill-Umgebungen wegfallen. Aktuell wird kein Unternehmen Creo und Windchill gleichzeitig auf eine neue Version heben, das getrennte Update ist aber durch Abhängigkeiten erschwert – nicht jede Creo-Version kann mit jeder Windchill-Version verheiratet werden, sodass genau geprüft werden muss, welches der beiden Systeme zuerst aktualisiert werden kann bzw. muss, um ein reibungsloses Weiterarbeiten zu ermöglichen.

Dies mal als erste schnelle Berichterstattung von der Liveworx 2023 aus Boston, nächste Woche gibt es weitere Infos, beispielsweise sehr interessante Demos zum , die PTC in Zusammenarbeit mit seinem Kunden Burckhardt Compression aus der Schweiz entwickelt. Ein weiteres Megathema war die nachhaltige Produktentwicklung, für die PTC einige interessante Tools bereitstellt und interessante Zahlen lieferte.

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