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Produkte werden einfacher, das ist keine gute Nachricht für uns

Die Nachrichten sind grausam – reihenweise gehen Automobilzulieferer in die Insolvenz, die Großen der Branche behelfen sich mit Stellenabbau um fünfstelligen Bereich. Für jeden Fall, der in der Presse steht, sterben einige kleinere Zulieferer aus der dritten oder vierten Reihe ohne großes Aufsehen. Hier geht gerade nicht nur eine Industrietradition vor die Hunde, es droht auch ein Kompetenzverlust historischen Ausmaßes.

Komplexität im Automobilbau
Das waren noch Zeiten, als ein Kühlerverschluss echte Ingenieurskunst war.

Ein großes Problem ist, dass Elektroautos aus sehr viel weniger Bauteilen bestehen als Verbrenner. Es lassen sich Zahlen finden, dass das E-Auto ein Sechstel der Komponenten eines Verbrenners hat. Der größte Teil dieser wegfallenden Komponenten kommt aus dem Antriebsstrang, also aus Bereichen, in denen höchste Präzision gefragt ist und entsprechend teure Fertigungsprozesse dahinterstehen. Das bedeutet, dass die Komplexität und die Qualitätsanforderungen überproportional sinken.

Das ist eigentlich ein klassischer Ablauf in der Wirtschaft: Ein Produkt wird im Lauf seiner Evolution immer einfacher und effizienter. Für die Bedienung eines Autos der 1910er oder 1920er Jahre brauchte man weit mehr Wissen als für einen heutigen PKW – manuelle Zündzeitpunktverstellung oder unsynchronisiertes Getriebe seien hier nur zwei Beispiele.

Eigentlich also ein ganz normaler Vorgang – es wird eine effizientere Technik eingeführt, die ineffizientere Technik läuft aus. Allerdings bedeutet das in diesem Fall, dass eine Vielzahl von Qualitätskomponenten und damit deren Hersteller, die bisher am Herstellungsprozess von Autos beteiligt waren, schlichtweg überflüssig werden.

Technische, mechanische Qualität ist beim Elektroauto in viel geringerem Maß ein Maß der Gesamtqualität eines Autos. Zudem werden auch Autos immer stärker per Software definiert. Das macht es neuen Herstellern viel einfacher, etablierte Qualitätshersteller wie die aus Deutschland anzugreifen.

Aber Achtung! Das ist nicht nur für die Automobilisten ein Problem, denn ein Großteil unserer Industrie ist auf technischer, mechanischer Qualität aufgebaut. Und es geht nicht nur um Produkte, sondern auch um die Fertigungsmaschinen, die weniger genau sein müssen, wenn die Produkte einfacher werden. Also trifft die Entwicklung auch den Maschinenbau.

Was tun? Wir können immer noch punkten – mit mehr Automatisierung, mehr Flexibilität, mehr Digitalisierung. In Produkten und Produktion. Das ist klassische Ingenieursarbeit – packen wir es an, statt auf die Politik zu warten.

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