Der Trend ist in vielen Bereichen sichtbar: Die Produkte werden einfacher, die Produktion muss dafür flexibler und vor allem effizienter werden. Ein Extrembeispiel findet sich im Krieg in der Ukraine: Schwärme von mehreren hundert Drohnen werden Nacht für Nacht von Russland auf ukrainische Städte gelenkt.
Die Idee dabei ist die Überlastung der Luftabwehr. Die Russen starten einen großen Schwarm von Drohnen, darunter viele, die nicht einmal Sprengstoff enthalten, in Richtung des Ziels. Während die Luftabwehr beschäftigt ist, diesen Schwarm abzuschießen, werden Marschflugkörper mit viel größerer Zerstörungskraft losgeschickt. Der Luftabwehr fehlt dann die Kapazität, diese große Bedrohung – die zu Beginn des Kriegs sehr erfolgreich bekämpft wurde – zu neutralisieren.
Die meisten dieser Drohnen sind eher Low-Tech mit einem einfachen Body und einem kleinen Antriebsmotor sowie einer kleinen GPS-Steuerung. Das bedeutet einerseits, dass die einzelne Drohne relativ billig ist, andererseits benötigt man große Mengen davon, wenn in einer Nacht über 500 Stück davon verbraucht werden.
Gleichzeitig entwickelt sich die Drohnentechnologie min rasender Geschwindigkeit weiter, so waren noch vor einiger Zeit per Funk ferngesteuerte Drohnen „state of the art“, dann fand sich mit Störsendern ein Abwehrmittel. Deshalb spulen nun viele Drohnen ein hauchfeines Glasfaserkabel hinter sich ab, über welches die Steuersignale übermittelt werden.
Schlüssel zum modernen Drohnenkrieg sind dabei nicht mehr immer komplexere und komplexere Drohnen, sondern automatisierte Produktionsanlagen, die sehr schnell sehr viele Drohnen liefern – und das möglichst in unterschiedlichen Konfigurationen. Aufgrund der rasend schnellen Entwicklung der Drohnentechnologie müssen sich diese hochautomatisierte Fertigungsanlagen zudem sehr schnell anpassen lassen.
Am Ende des Tages gewinnt derjenige, der am schnellsten und am effizientesten fertigt – das war übrigens schon in den Weltkriegen so. In beiden hatten die deutschen Armeen zunächst einen technologischen Vorsprung, die Wende im Krieg brachte jeweils der Eintritt der USA mit ihren (damals) riesigen Produktionskapazitäten. Die Kriege brachte immer eine große Weiterentwicklung – nicht nur in der Waffentechnologie, sondern auch in der Fertigung.
Seitenhieb: Aktuell bauen unsere Drohnen-Startups immer ausgefeiltere Drohnen, im Sinne der typisch deutschen, althergebrachten Denkweise, dass das Produkt die Lösung ist. In der Ukraine steckt dagegen immer mehr Know-how in der Elektronik und KI-unterstützter Steuerung sowie in den Produktionsanlagen, die preiswerte Drohnen in großen Mengen ausstoßen.
Was hat das mit uns zu tun? Preiswerte, flexible und leistungsstarke Automatisierung ist genau das, was unsere kleinen Unternehmen und der produzierende Mittelstand brauchen. Bisher ist in diesen KMU vieles nicht automatisiert, weil Automatisierung teuer und unflexibel ist, sich also nur bei großen Stückzahlen rechnen. Das ändert sich gerade radikal. Und mich würde es nicht wundern, wenn in der nahen Zukunft Firmen aus der Ukraine in dieser Automatisierung den Markt erobern.