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Dunkle Zeiten kommen zurück nach Europa

Ich stecke mitten in einem Großprojekt und veröffentliche deshalb aktuell und die nächsten zwei Wochen keine Beiträge hier. Doch die Ereignisse in der Ukraine und den beginnenden Krieg muss ich kommentieren, weil sie mich sehr betroffen machen. Eine überwunden geglaubte Zeit kommt zurück.

(Scroll for English version)

Dunkle Zeiten kommen zurück nach Europa

Ich denke gerade viel an meine Jugend in den Achtzigern zurück, in denen die Furcht vor dem Atomkrieg sehr real und unser ständiger Begleiter war. Wer das nicht glaubt, möge sich mal unschuldige Liedchen aus meiner Jugend wie Nena – „99 Luftballons“ (1983) anhören und auf den Text achten. Und gleich noch Stahlnetz – „Vor all den Jahren“ (1981) nachschieben.

Mit dem Privatauto im Krieg: DKW Munga
Ich musste damals mein eigenes Kriegsgerät mitbringen.

Ich war von 1985-87 zwei Jahre Soldat und uns war damals klar, dass wir nie in Kampfhandlungen kommen – weil die Atomraketen schneller sein werden. Damit hatten wir uns abgefunden, unter anderem auch, weil wir bezweifelten, dass wir mit unseren altersschwachen LKW und unserer Ausrüstung weit gekommen wären.

Der Fall des Eisernen Vorhangs war, wie wenn ein dunkles Tuch weggezogen worden wäre. Es schien, als ob die durch das atomare Gleichgewicht erzwungene Abwesenheit von Krieg endlich in echten Frieden übergehen könnte. Gut, Balkankriege, Afghanistan usw. gab es, aber das waren eben eher lokale Kriege ohne direkte Bedrohung für uns. Der islamische Terror war auch relativ weit weg von unserem Leben.

Aber was Putin gerade anzündet, bringt uns wieder in diese dunkle Zeit zurück. Er bedroht auch uns Deutsche direkt. Wenn wir uns an Sanktionen beteiligen, wird das – wie er klar sagte – „zu Konsequenzen führen, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben.“
Ich hatte gehofft, dass diese Zeiten vorbei sind und meine Kinder in einer besseren Welt aufwachsen – aber es scheint, das dunkle Tuch kehrt zurück.

Dark Times Returning To Europe

I’m thinking back a lot to my youth in the eighties, when the fear of nuclear war was very real and our constant companion. If you don’t believe that, listen to innocent songs from my youth like Nena – „99 Red Ballons“ (1983) and pay attention to the lyrics. The overall feeling is best expressed in Stahlnetz – „Vor all den Jahren“ (1981).

I was a soldier for two years from 1985-87 and it was clear to us then that we would never get into combat – because the nuclear missiles would be faster. We had resigned ourselves to that, in part because we doubted we would have gotten far with our decrepit trucks and equipment.

The fall of the Iron Curtain was like a dark cloth being pulled away. It seemed as if the absence of war enforced by nuclear balance might finally turn into real peace. All right, there were Balkan wars, Afghanistan, etc., but they were just more local wars with no direct threat to us. Islamic terror was also relatively far away from our lives.

But what Putin is igniting right now brings us back to those dark times. It also threatens us Germans directly. If we participate in sanctions, we are – as he clearly said – „threatened by consequences never seen in your history.“

I had hoped those times were over and my children grow up in happier times – but it seems the dark cloth is returning.

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2 Kommentare

  1. Dr. Thomas Wedel

    Leider wahr, lieber Ralf. Auch ich lag mit meiner Luftwaffeneinheit 1982-1983 im Zielgebiet russischer Atomraketen und wäre – hätte bei einem Fehlalarm 1983 ein russischer Offizier nicht befehlswidrig und besonnen gehandelt – um ein Haar pulverisiert worden. Dass diese Zeiten nochmal wiederkehren würden, habe ich nicht erwartet. Die Schwelle für einen atomaren Schlagabtausch ist zwar zum Glück noch immer sehr hoch, aber es gibt inzwischen Eskalationsstufen, die bislang noch nie zum Einsatz gekommen sind und die man auf beiden Seiten vermutlich gern mal ausprobieren möchte. Wenn „der Westen“ nun schmerzhafte Sanktionen auf den Weg bringt, fürchte ich eine massive, konzertierte Cyberattacke auf unser durchdigitalisiertes Dasein, die auch bei uns immensen Schaden anrichten kann.

  2. Ulrich Sendler

    Ja, Ralf, dunkle Zeiten, die Angst machen. Umso wichtiger wäre es, nicht halbe Sanktionen zu beschließen, sondern ein klares Signal zu senden. Flugverbot und ÖL/Gas-Embargo wären in meinen Augen jetzt die wichtigsten Schritte. Wie wichtig, zeigen Putins Drohungen.

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