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Trennungsschmerzen: Euromold und formnext vor Gericht

Es ist aus der Außenperspektive schwierig, die in den Klagen, mit denen sich die , Veranstalterin der Euromold, und die , deren Tochter die formnext veranstaltet, gegenseitig überziehen, geschilderten Sachverhalte zu überprüfen. Auf jeden Fall haben sich die beiden Messegesellschaften nun in juristischen Scharmützeln verstrickt. Dabei haben beide Messen zusammen bis heute kaum mehr als die Hälfte der Aussteller des letzten Jahres für sich gewinnen können. Die Aussteller laufen beiden Kontrahenten weg, und am Ende könnten beide Messen auf der Strecke bleiben.

Bild: Demat Die Vorgeschichte: Mit der schuf die Demat – nach einem bescheidenen Start im Wiesbadener Kongresszentrum mit dem Umzug auf das Messegelände Frankfurt im Jahr 1995 einen Shooting Star unter den Messen: Die Messe, die damals unter dem Motto „From Art to Part“, also vom Design bis zur Produktion stand, entwickelte sich schnell zu einem festen Termin im Messekalender. Der Schritt vom kuschligen Kongresszentrum in die Frankfurter Messehalle 8 – immerhin eine der größten Europas – wurde anfangs als sehr mutig empfunden, in den Folgejahren bis 2000 kamen die Halle 9, die Galleria zwischen den Hallen und dann die Stockwerke 9.1 und 9.2 hinzu.

Auch im weiteren Verlauf wuchs die Euromold nahezu ungebremst von konjunkturellen Schwächen weiter, es kamen die Hallen 5 und 6 dazu, mit der Turntec entstand sogar eine Zweitmesse, Asiamold, Arabiamold, Amerimold, Egymold und andere Messen an Standorten rund um die Welt wurden aufgebaut. Um die 1.800 Aussteller auf 80.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wurden in der Mitte der 2000er Jahre erreicht. Mit dem Bau der Messehalle 11 konnte die etwas weit auseinandergezogene Veranstaltung auf dem Messegelände wieder etwas mehr zusammengezogen werden.

Bild: Mesago Doch mit der Zeit ereilte auch die Euromold das Schicksal so vieler anderer Messen, die Ausstellerzahlen gingen massiv zurück. Die Designer hatten sich schon sehr schnell wieder aus der Messe zurückgezogen, so dass sich der Schwerpunkt immer mehr auf den Formenbau und CAD/CAM verlagerte. Mit dem Aufschwung des Themas Rapid-Prototyping beziehungsweise 3D-Druck kam nochmal etwas Leben in die Veranstaltung, in den letzten beiden Jahren waren jedoch deutliche Ermüdungserscheinungen festzustellen.

2013 – für 2014 habe ich keine verlässlichen Zahlen gefunden – nannte die Demat noch 1.056 Aussteller, aber keine Quadratmeterzahlen mehr. Belegt waren Halle 8, 9 – nur das Erdgeschoß – und 11. Aber die Hallen 8 und 9 wurden schon immer leerer, so wurde in Halle 8 ein Elektromobil-Testparcours aufgebaut. Die 2014er Ausgabe machte den Niedergang der Euromold dann schmerzlich deutlich: Halle 9 wurde praktisch komplett von asiatischen Minibuden belegt, der hintere Teil der Halle 8 war abgetrennt. Nur Halle 11 brummte dank des 3D-Drucker-Booms nach wie vor.

Unübersehbarer Niedergang, schlechte Stimmung

Die Stimmung unter den Ausstellern war entsprechend immer schlechter geworden, die Unzufriedenheit mit dem Veranstalter wurde mir gegenüber immer wieder artikuliert. Ein wichtiger Punkt war dabei die unglückliche Terminüberschneidung mit der SPS/IPC/Drives in Nürnberg in den letzten Jahren, die anscheinend nicht aufzulösen war.

Jedenfalls kam nach der letzten Messe der – zumindest für mich – überraschende Schritt der Trennung von Messe Frankfurt und Demat. Die Demat wich nach Düsseldorf und auf einen früheren Termin aus – übrigens zunächst parallel zur Motek , was wieder für Verstimmung sorgte – während die Messe Frankfurt zum traditionellen Zeitpunkt Ende November die neue Messe veranstaltet – inzwischen ist der Termin weiter nach vorn auf den 17.-20. November gerückt.

Nun begann das Klagenkarusell: Die Demat verklagte die Messe Frankfurt, weil die offensichtlich die Adressdaten der Euromold-Aussteller genutzt und auf der Messe für die eigene Veranstaltung geworben hatte:

„[…] Die Messe Frankfurt GmbH hatte während der laufenden Euromold 2014

  • Werbemails für die eigene Konkurrenzmesse an die Aussteller der Euromold geschickt und dabei rechtswidrig Adressdaten ihres Kunden DEMAT verwandt,
  • Euromold-Aussteller auf ihren Messeständen persönlich kontaktiert und für die eigene Konkurrenzmesse akquiriert,
  • über Nacht in den Hallen der laufenden Euromold Flyer der eigenen Konkurrenzmesse auf den Messeständen der Euromold-Aussteller ausgelegt,
  • auf der Abschluss-Pressekonferenz der Euromold für die Konkurrenzmesse akquiriert,
  • an allen Hallen-Ein- und Ausgängen der laufenden Euromold zahlreiche Plakate der Konkurrenzveranstaltung aufgestellt.

Zudem hatte die Messe Frankfurt GmbH bereits Monate vor der Euromold im Jahr 2014 zahlreiche Aussteller für eine Studie zur geplanten ersten Durchführung der eigenen Konkurrenzmesse angesprochen und vergeblich versucht, für diese den Markennamen „mold+form“ anzumelden“

(Zitat aus der Pressemitteilung)

Zudem verklagte die Demat die Stadt Frankfurt als Miteigentümerin der Messegesellschaft, weil diese als kommunales Unternehmen ein privates Unternehmen verdrängen wolle:

  • „Die Veranstalterin der Euromold, Demat GmbH, verklagt die Miteigentümerin der Messe Frankfurt GmbH wegen Verstoßes gegen die Hessische Gemeindeordnung (HGO).
  • Verstoß der Messe Frankfurt gegen das kommunalrechtliche Subsidiaritätsprinzip, wonach Gesellschaften von Kommunen den Unternehmen der Privatwirtschaft grundsätzlich keine Konkurrenz machen dürfen.
  • Messe Frankfurt als kommunales Unternehmen versucht, die privatwirtschaftlich veranstaltete Euromold zu verdrängen.
  • Erkennbares Ziel der Messe Frankfurt: Eine eigene Messe als Konkurrenz zur Euromold aufzubauen.“

(Zitat aus der Pressemitteilung)

Die futuristische Messehalle 3 in Frankfurt  ist das Domizil der formnext (Bild: Mesago).
Die futuristische Messehalle 3 in Frankfurt ist das Domizil der formnext (Bild: Mesago).

Nun schlägt die Messe Frankfurt zurück und verklagt die Demat, weil diese seit Jahren vertraglich vereinbarte Zahlungen nicht geleistet habe:

„Nachdem der Veranstalter der Messe Euromold, die Demat GmbH, in den vergangenen Jahren ihren vertraglichen Zahlungsverpflichtungen wiederholt nicht nachgekommen ist, hat sich die Messe Frankfurt gezwungen gesehen, den Vertrag mit dem Gastveranstalter im Anschluss an die Euromold 2014 außerordentlich zu kündigen. Im Februar 2015 hat die Messe Frankfurt die offenen Forderungen im höheren sechsstelligen Bereich gerichtlich geltend gemacht.

Vor der Kündigung hatte die Messe Frankfurt der Demat in zahlreichen Gesprächen unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit angeboten und damit ihr Bemühen zum Ausdruck gebracht, die Euromold wieder auf eine solide Basis zu stellen. Diese Aktivitäten waren vom Wunsch der Branche getragen, eine wichtige Marktplattform in Frankfurt zu erhalten. Parallel zu diesen Anstrengungen seitens der Messe Frankfurt hat die Demat die Verlagerung der Euromold an den Standort Düsseldorf vorangetrieben und den Umzug während der Euromold 2014 verkündet.

Vorausgegangen war ein jahrelanger Rückgang auf Ausstellerseite. Dem Wunsch vieler Aussteller folgend, in Frankfurt bleiben zu wollen und eine zukunftsfähige internationale Veranstaltung zu etablieren, hat die Messe Frankfurt im Schulterschluss mit der Branche die Formnext ins Leben gerufen.“

(Zitat aus der Pressemitteilung: Messe_Frankfurt_verklagt_Demat_20150722)

Die aktuellen Ausstellerinformationen der Euromold (Bild: Demat)
Die aktuellen Ausstellerinformationen der Euromold (Bild: Demat)

Euromold oder formnext – wer wird gewinnen?

Was nun? Die Aussteller und Besucher werden es entscheiden. Viele Aussteller bleiben – wie sie mir im Gespräch bestätigten – ganz zu Hause und besuchen keine der beiden Veranstaltungen. Die CAD-Hersteller, bisher prominent vertreten, fehlen beispielsweise in den Ausstellerverzeichnissen beider Messen fast komplett, lediglich Autodesk und Schott finden sich bei der Euromold, encee bei der formnext. Die Euromold rechnet nach eigenen Angaben mit etwa 420 Ausstellern (328 Anmeldungen Anfang Juli), Das Ausstellerverzeichnis der Frankfurter zählt im Augenblick 113 Aussteller auf. Selbst zusammengerechnet kommen die beiden Messen also gerade einmal auf die Hälfte der alten Ausstellerzahlen – ein böser Aderlass, bei dem fraglich ist, ob einer der Streithähne die alten Zahlen wieder erreichen wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass mit der Moulding Expo in Stuttgart ein ernstzunehmender Gegner erwachsen ist, der in diesem Jahr 620 Aussteller begrüßen konnte.

Es bleibt zu hoffen, dass der zweijährige Rhythmus der Stuttgarter der Herbstmesse – welche der beiden das auch werden wird – Zeit zur Konsolidierung und Erholung geben wird. Es steht jedoch zu befürchten, dass am Ende Euromold wie formnext untergehen – zwei so ähnliche Messen im Herbst wird der Markt jedenfalls nicht tragen.

Es kommt nun alles darauf an, wie die beiden Messen in diesem Jahr laufen. Die Firmen, die in diesem Jahr nicht dabei sind, werden das Ganze sozusagen vom Spielfeldrand aus sehr genau beobachten und sich hoffentlich im nächsten Jahr wieder für eine Teilnahme entscheiden.

Ich bin kein Freund von Fußballzitaten, aber diesmal ende ich mit Franz Beckenbauers Spruch: „Schaun‘ mer mal!“

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3 Kommentare

  1. A. Köster

    Als Ergänzung würde ich noch die Moulding Expo in Stuttgart erwähnen, die dieses Jahr das erste mal stattgefunden hat.
    Auch diese Veranstaltung ist auf Initiative zahlreicher (ehemaliger) Euromold Aussteller entstanden und fokussierte sich auf den Formen- und Werkzeugbau.
    Die Pilotveranstaltung hatte die Erwartungen der meisten Teilnehmer übertroffen.
    Vielleicht bald der lachende Dritte!?

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