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DPS Software im Umbruch: Die Geschäftsführer im Interview

Mein Kollege Karl Obermann hat im Auftrag der die beiden Geschäftsführer interviewt, DPS hat mir das zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Neben Dr. Markus Knieps, der eine Karriere vom ersten Mitarbeiter des Unternehmens zum Geschäftsführer hinter sich hat, wurde im Januar 2022 zum Geschäftsführer berufen. Petzold kam im Jahr 2021 als Leiter des Vertriebs Deutschland zur DPS. Im Interview mit beiden Geschäftsführern sprechen wir über die letzten 25 Jahre, die Entwicklung und Zukunft des Unternehmens sowie die Trends im PLM Umfeld. Was bewegt die Geschäftsführer und wohin geht es mit der CAD Branche?

Marcus Knieps und Michael Petzold
Hier stimmen Chemie und Geschäftssinn: und Michael Petzold freuen sich auf eine gemeinsame Zusammenarbeit (Alle Bilder: DPS Software).

Für den -Händler DPS Software, waren die letzten Jahre turbulent und spannend zugleich. Anfang 2022 wurde das SolidWorks-Geschäft der DPS an die AG verkauft, Manfred Gravius, Gründer und bisher geschäftsführender Gesellschafter, schied planmäßig altersbedingt aus dem Unternehmen aus. Weitere Tochtergesellschaften von DPS Software in Polen und Tschechien sowie das ERP-Geschäft mit dem Hersteller Sage, die in der DPS Business Solutions GmbH und der Datatronic AG gebündelt sind, bleiben in der Hand des bisherigen Geschäftsführers Dr. Thomas Rubbe. Inzwischen ist der langjährige Geschäftsführer Detlef Jessulat ebenfalls im Ruhestand und die Pandemie sorgte, wie in vielen Unternehmen, für zusätzlichen Handlungsbedarf.

Herr Dr. Knieps, Sie sind nicht nur einer der DPS Geschäftsführer heute, Sie sind auch der erste Mitarbeiter des Unternehmens. Was hat Sie damals bewogen, zu einem Ein-Mann-Software-Händler zu gehen?

Zum einen war es meine private Beziehung zum Firmengründer, Manfred Gravius. Er war kurz davor bei Computervision ausgestiegen und hat mit einer neuen CAD-Software begonnen. Das war SolidWorks. Für die Technik hat er noch jemanden gebraucht. Und das war dann eben ich. Andererseits hatte ich bereits damals Interesse an CAD. Zu den damaligen Zeiten hieß CAD allerdings AutoCAD 2D. Als ich dann zum ersten Mal 3D-CAD gesehen habe, hat mich das fasziniert, mit SolidWorks kam dann das erste professionelle 3D-CAD-System auf erschwinglicher Hardware und einer Consumer-Plattform.

Dass Sie nach 25 Jahren noch immer da sind, zeigt, dass es gepasst hat.

Ja, das kann man so sagen – es hat wirklich gepasst. Es war eine glückliche Fügung, die dazu geführt hat, dass ich diesen Weg nun seit 25 Jahren gehe. Ich habe das große Glück an der Entwicklung nicht nur teilzunehmen, sondern auch lenkend dabei sein zu dürfen. Nach wie vor gibt es immer wieder neue, interessante Herausforderungen und Technologien, mit denen man sich beschäftigt. Es war und ist immer spannend – was will man mehr.

Die letzten zweieinhalb Jahre haben für DPS viele Veränderungen gebracht, vom Verkauf an Bechtle bis zu Wechseln in der Geschäftsleitung. Wo steht das Unternehmen heute, nach all diesen Veränderungen?

Dr. Marcus Knieps war einst der erste Mitarbeiter bei DPS Software.

Nachdem wir zu Beginn mit zwei Leuten aus dem Wohnzimmer heraus begonnen haben, können wir heute 14 Standorte, 200 Mitarbeiter und über 7.500 Kunden vorweisen. Wir haben im letzten Geschäftsjahr 45 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet. Wir haben ein super Team, welches über großes Know-how verfügt, und wir befinden uns vor einer neuen Technologiewende.

Im Gegensatz zu 1996 stehen wir heute mit sehr viel mehr Erfahrung da, aber auch mit dem Wissen, dass wir diese Wende mitgehen können. Wir haben seit 25 Jahren ein enormes Wachstum erwirtschaftet und wachsen immer noch. Mit unserem neuen Produkt, der 3DExperience Plattform, stehen wir vor rosigen Zeiten. Es gilt nun, die Lösung zu etablieren und unsere Kunden entsprechend zu beraten.

Findet das Produkt in der Branche Anklang?

Ja! wir haben vielleicht noch nicht die große Zahl an Kunden, die wir gerne hätten, aber es gibt die ersten Kunden, die den Vorteil der neuen Technologie erkannt haben und in die Lösung investiert haben. Die bisherigen Installationen sind etabliert und akzeptiert.

Es kommt nun etwas Neues. Jetzt muss man einfach offen sein, genauso wie vor 25 Jahren. Die DPS kennt die Bedürfnisse ihrer Kunden. Wir werden Sie auch in diesem Kontext erstklassig beraten.

Gerade Start-Ups nutzen die 3DExperience-Plattform. Sie stehen ihr offener gegenüber als andere Unternehmen. Ist das ein Generationsproblem?

Ich würde sagen, nicht unbedingt ein Generationsproblem. Das würde es auf das „Alter“ reduzieren. Das, glaube ich, ist es nicht. Ich denke, der Unterschied liegt darin, dass ein etabliertes Unternehmen mit gewachsenen Strukturen anders denkt als ein Start-Up. Das Start-Up hat Ideen, zu deren Realisierung es die bestmögliche Umgebung sucht. Die Leute dort haben keine komplexen Prozesse, an die sie gebunden sind. Sie wollen, dass ihr System überall verfügbar ist, und zwar mit allem, was es gibt. Sie wollen ihr System nutzen, wenn sie in der Bahn sitzen, wenn sie hier bei uns sitzen oder bei ihren Kunden. Sie wollen sich auf den Kern ihrer Arbeit konzentrieren und wollen sich nicht um die Werkzeuge, die sie dabei unterstützen sollen, kümmern. Dazu brauchen sie eine entsprechende Infrastruktur. Die Plattform bietet dies zu einem überschaubaren Invest. Das kommt diesen „noch“ kleinen Unternehmen entgegen. Unsere ersten Projekte beweisen, dass wir heute an einem Punkt sind, an dem 3DExperience produktiv eingesetzt werden kann.

Eine Frage, die sich stellt: Wo steht DPS in fünf Jahren?

Ja, das ist ein entscheidender Punkt, zu fragen, wo wollen wir hin, was wollen wir für ein Unternehmen sein und was wollen wir herstellen?

Momentan ist am Markt der klare Trend zur Cloud zu erkennen. Dassault geht hier einen Schritt weiter und bietet mit der 3DExperience Plattform eine komplette Unternehmensumgebung. Das geht über die bisweilen etablierten Cloudangebote einzelner Applikationen wie SalesForce hinaus. Den Anfang zu diesen Trends bilden momentan gerade die Anbieter virtueller Cloudhardware, bei denen Hardware zum Cloud Service wird.

Schön, das Thema Datensicherheit bleibt uns noch und da werden Sie auch noch erheblichen Erklärungsbedarf haben?

Klar ist: die großen Provider, wie auch Dassault Systèmes, stellen ein erheblich höheres Sicherheitsniveau zur Verfügung, als es ein kleines Unternehmen könnte. Diesen hohen Standard kann in einem wirtschaftlichen Rahmen fast kein KMU leisten.

Knacken kann man es trotzdem.

Ja, theoretisch schon, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Dann müssen Sie schon das Kabel durchtrennen. Dann ist es nicht mehr knackbar.

Die Zukunft des Unternehmens ist kollaborativ. Die Entwicklung geht in Richtung Cloud und damit zur 3DExperience-Plattform. Welche Möglichkeiten eröffnen sich damit den Anwendern?

Wir stehen hier am Anfang einer neuen Technologieära. Man kann dabei nicht den Reifegrad erwarten, wie es bei einem 25 Jahre alten, millionenfach erprobten System der Fall ist. Insgesamt wird weitergearbeitet, nicht nur bei der Sicherheit. Es wird noch etwas dauern, bis wir mit der neuen Technik dort stehen, wo wir heute mit SolidWorks stehen, aber loslegen müssen wir jetzt, es lohnt sich.

DSP Software Geschäftsführer Michael Petzold
Michael Petzold ist seit Januar 2022 Geschäftsführer Vertrieb der DPS Software.

Herr Petzold, dann sind Sie ja genau zum richtigen Zeitpunkt zu DPS gekommen. Ein paar Worte zu Ihrer Historie, bitte.

Nachdem ich schon reichlich Erfahrung in der PLM-Welt gesammelt habe, kann ich diese nun für DPS einsetzen. Nach meinem Maschinenbau-Studium in Karlsruhe bin ich als Anwendungsberater CAD/CAM ins Berufsleben eingestiegen. Danach ging es da rasch in den Vertrieb. Ich war über 20 Jahre bei der Transcat PLM, der heutigen Technia Transcat, zuletzt als Geschäftsleiter und Prokurist. Mit einem Zwischenstopp wechselte ich 2021 zur DPS, zunächst als Leiter des Vertriebs Deutschland. Im Januar dies Jahres wurde ich zum Geschäftsführer berufen.

Es heißt, neue Besen kehren gut. Wo greifen Sie an? Gibt es Dinge, die Sie ändern wollen?

Wie wir von Dr. Knieps gehört haben, steht DPS bestens da. Nun geht es darum, die Firma noch weiter nach vorne zu bringen. Was uns dabei weiterhilft, ist die Verfolgung der Megatrends, die ja auch schon angesprochen wurden. Das sind die Plattformstrategie, die Möglichkeiten der Cloud generell, die Digitalisierung von Unternehmen und deren Prozesse, Anpassungen an agiles Arbeiten usw. Das müssen wir strikt verfolgen, unsere Offerings daraufhin ausrichten sowie den Support unserer klassischen Bereiche daraufhin optimieren.

Ein Thema sehe ich noch ein wenig zu kurz gekommen, nämlich Konfiguration, die Automatisierung der Konstruktion. Bei Ihrem Produkt Swood wird die Regelverarbeitung schon seit Jahren praktiziert, wie ist es bei den anderen Lösungen?

Das sehe ich ein bisschen anders. All das was nötig ist, um Prozesse beim Kunden abzubilden und zu automatisieren, unterstützen wir mit unseren eigenen DPS Tools und den Standards, die wir einsetzen. Zudem spezialisieren wir uns im Bereich Konfigurationsmanagement und Automatisierung mit DriveWorks und in der Holzbranche haben wir Swood. In allen Bereichen flankieren wir die Produkte mit einem ausgezeichnet ausgebildeten Team, die jeweils Spezialisten in ihrem Fach sind. Ich würde sogar sagen, wir sind diesbezüglich bestens aufgestellt.

Umso besser. Da hat sich in der letzten Zeit schon einiges getan.

Ja, insbesondere in der Kombination der genannten Tools.

Die Bechtle AG hat mittlerweile die verschiedensten SolidWorks-Händler unter einem Dach vereint. Wie setzen Sie sich nun als DPS Software von der großen Zahl der Anbieter ab? Warum soll ein Interessent bei Ihnen kaufen und nicht woanders?

Knieps: Aus meiner Sicht sind wir breiter aufgestellt als andere Händler. DPS hat schon immer geschaut: Was ist das Nächste, was können wir noch anbieten. Ganz am Anfang hatten wir lediglich CAD in unserem Portfolio, aber dann haben wir schnell geschaut, was wir darüber hinaus anbieten können. Als Nächstes haben wir CAE etabliert. Natürlich ist dies auch im Interesse des Herstellers. Dann kamen auch andere Hersteller ins Spiel, beispielsweise SolidCAM. ´

Auch bei PDM waren wir vorne dran. Das spätere SolidWorks PDM kam ursprünglich von einem skandinavischen Hersteller namens GCS und trug den Namen Conisio. Wir haben uns bereits damit befasst, bevor GCS von SolidWorks gekauft wurde. Und so ging es weiter. Auch wenn das eine oder andere Produkt wieder ging, so ist aber doch das Know-how geblieben. Wir sind heute breit aufgestellt mit Tools, inklusive unserer eigenen Tools, wie auch mit Wissen, um unsere Kunden sehr gut beraten und unterstützen zu können. Also in dieser Hinsicht setzen wir uns von den anderen Händlern ab.

Petzold: Und es ist nicht nur die Beratung, sondern auch der Support, den wir für unsere Kunden zur Verfügung stellen können. In dieser Struktur und Ausprägung, in dieser Stärke bietet das kein anderer an.

Anders gefragt: Gibt es auch eine Zusammenarbeit unter den Händlern? Das kann sich durchaus lohnen.

Knieps: Sie meinen die anderen Partner innerhalb von Bechtle? Ja, das ist durchaus eine gute Möglichkeit bei Dingen, die wir nicht im Portfolio haben, jetzt plötzlich im Firmenverbund jemanden zu haben, den wir ansprechen können. Das hätte man vielleicht früher nicht gemacht.

Wie viele Mitarbeiter sind an der Entwicklung und Verbreitung der DPS-Tools beteiligt?

Knieps: Entwickler sind es vier, aber nutzen tun sie rund 60 Supporter. Die stehen im Feld draußen und setzen sich bestmöglich für ihre Kunden ein, je nach deren Bedürfnissen.

Herr Dr. Knieps, Herr Petzold, vielen Dank für das Gespräch.

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