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Digitalisierung: „Sicher ist, dass nichts sicher ist.“

Das Zitat stammt von Joachim Ringelnatz, und es geht weiter mit „Selbst das nicht.“ Das Zitat des Kabarettisten passt hervorragend auf die heutige Zeit, in die Steinzeit der . Ich glaube wirklich, dass wir hier erst in einem sehr frühen Stadium sind und uns bei Weitem nicht vorstellen können, in welche Richtung die Durchdringung unseres gesamten Lebens und führen wird. Man kann derzeit im Umfeld der CeBIT eine Vielzahl von Studien zur Digitalisierung lesen, die entweder in Bezug auf die Chancen oder auf die Risiken radikal sind. Ich glaube, dass es auch hier wieder einmal uznmöglich ist, die Zukunft vorherzusehen. Aber vorbereiten kann und muss man sich als Unternehmen, wenn man die nächste Revolution überleben will.

Luigi Colani designete in der Hochphase der Computershops diesen Rechner für Vobis (Bild: Wikimedia/Christos Vittoratos).

Ich glaube, disruptive Entwicklungen gab es in der Technik schon immer, allerdings in größeren Abständen. Viele Entwicklungen betrafen auch nur bestimmte Gesellschaftsschichten – was interessierte einen Landwirt die Entwicklung der Luftfahrt von Beginn des 20. Jahrhunderts bis irgendwann in die 70er Jahre, als Ferienflüge in den bezahlbaren Bereich kamen? Die aktuellen Umwälzungen – Computer, Smartphones, Apps, Social Media – betreffen alle Bereiche, man kann nicht mehr am Rand des Spielfelds stehen – denn inzwischen bewegt sich sogar die Seitenlinie, um in diesem Bild zu bleiben.

Man muss sich vielleicht noch einmal klar machen, wie schnell und radikal die bisherigen digitalen Umwälzungen waren: Der IBM PC als erster Personal Computer wurde 1981 vorgestellt, der erste Macintosh 1984. Es dauerte damals noch zehn Jahre, bis die PC-Technologie auf breiter Front in die Haushalte einzog, man erinnert sich vielleicht noch an die Preisschlachten der beiden großen Computer der Computerketten Vobis und Escom in den frühen 90er Jahren – beide Unternehmen sind schon lange vom Markt verschwunden. Dann entwickelten sich die PCs evolutionär weiter, wurden leistungsfähiger, kleiner und mit dem Aufkommen der Laptops mobiler. Aber die nächste Disruption kam erst etwa 15 Jahre später mit dem Smartphone.

Die Smartphone-Ära begann zwar schon 1999 mit dem ersten Nokia Communicator, aber die wirkliche Revolution startete 2007 mit dem ersten iPhone. Wikipedia nennt keine Verkaufszahlen für das erste iPhone, aber die Verkaufszahlen der Nachfolgemodelle (jeweils in den ersten Tagen nach Markteinführung) zeigen, wie Smartphones plötzlich explosionsartig den Markt überschwemmten. Von der zweiten und der dritten Generation 3G/3GS verkaufte Apple jeweils innerhalb von drei Tagen eine Million Geräte, Beim iPhone 4 waren es 1,7 Mio., beim 4s innerhalb des ersten Wochenendes 4 Mio. Folgerichtig stiegen die Verkaufszahlen des ersten Wochenendes beim iPhone 5 auf 5 Mio., beim 5c/5s waren es 9 Mio., beim 6/6+ 10 Mio. Geräte. Im ersten Quartal 2015 verkaufte Apple 61,1 Millionen iPhones weltweit.

Apple-Jünger warten 2007 auf das neue iPhone (Bild: Wikimedia/Padraic Ryan).

Diese Entwicklung benötigte gerade noch sieben Jahre. Zudem wurde Apples Betriebssystem iOS im Marktanteil schon nach drei Jahren überholt. Aktuell sind wir wieder in einer evolutionären Phase, zumindest was die Hardware betrifft.

Ein disruptiver Sprung scheint sich für mich im Businessbereich anzubahnen. IoT ist erst gerade am Anfang, Anwendungen wie die von PTC am ThingEvent gezeigten sind interessant, aber noch nicht zwingend – ein gestandener Motorradmechaniker braucht sicher keine Datenbrille, um eine Lambdasonde zu wechseln. Aber die Killerapplikation der Digitalisierung wird kommen – das zumindest ist sicher. Und dann bewegen sich der Markt und die Gesellschaft wie bei einem Erdbeben gleich ein ganzes Stück weiter. Wohin die Bewegung gerichtet ist, wage ich nicht vorherzusagen, denn die Erfahrung zeigt, dass die Entwicklung eine andere sein wird, als man sich vorstellt.

Vorbereitung auf die Digitalisierung ist möglich und notwendig

Ich glaube, man kann die Veränderung durch die Digitalisierung nicht vorherberechnen – das ist eben das Kennzeichen der disruptiven Entwicklung – aber man kann sich vorbereiten. Seeleute machen ihr Schiff wetterfest, wenn ein Sturm aufkommt – ist dieser erst mal da, ist keine Zeit mehr für Vorsichtsmaßnahmen. In diesem Sinn muss auch die Entwicklung der Unternehmen darauf gerichtet, „digitalisierungsfest“ zu werden.

Das ist noch nicht die „richtige“ Digitalisierung: IoT wird sicher mehr bringen als Reparaturanleitungen (Bild: PTC).

Was ist denn heute schon sicher in Bezug auf die Digitalisierung?

Daraus kann man schon heute Konsequenzen ziehen:

Die deutsche Wirtschaft darf sich nicht auf ihrem Weltruf, ihrer Qualität und ihrem Knowhow ausruhen. Es gilt, sich heute vorzubereiten, denn wenn die Revolution kommt, ist keine Zeit mehr, aufzuholen.

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