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SolidWorks 2020: News und Takeaways von der SolidWorks World Tag 3

Der dritte Tag der allerletzten SolidWorks World – im nächsten Jahr verwandelt sich die Veranstaltung in die 3DExperience World – brachte die What's New-Session sowie die letzte Keynote. Hier ein Bericht zu den angekündigten Neuerungen sowie mein persönliches Resümee. Über die beiden ersten Tage der Veranstaltung habe ich schon berichtet.

Markups per Stift bietet – unter anderem – die nächste SolidWorks-Version.

Die Agenda zeigte als erste Veranstaltung die General Session um 10:30, allerdings hatten die Veranstaltungsplaner die üblicherweise im Rahmen der General Session stattfindenden Themen „Model Mania“ und „What's New in “ in eine eigene Session um 8:30 Uhr ausgelagert. Einen Hinweis darauf gab es lediglich am Ende der General Session am Dienstag. Dementsprechend war die Presse praktisch komplett abwesend und leider auch der Zuspruch der Teilnehmer eher gering – wer mochte es ihnen verdenken nach der gelungenen Party am Vorabend. Übrigens war auch der übliche Programmpunkt „Top Ten Enhancements“, bei dem die in einer Umfrage gefundenen wichtigsten Anwenderwünsche vorgestellt wurden, nicht mehr in der Agenda auffindbar.

Schade war das vor allem für Mark Schneider, Senior Portfolio Introduction Manager für SolidWorks, der wie immer mit viel Liebe seinen Modellierwettbewerb vorstellte. Bei der in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführten Model Mania müssen die Teilnehmer anhand einer Zeichnung ein Teil modellieren, es dann ändern und schließlich eine Simulation durchführen – und das auf Zeit und im Trubel der Partnerausstellung. Es gibt zwei Wertungen, getrennt nach Anwendern und Resellern; die jeweils drei schnellsten „CAD-Jockeys“ erhalten schöne Preise. Aufgrund der unglücklichen Platzierung im Kalender konnte Mark nur drei der sechs Gewinner auf der Bühne begrüßen.

Mir gibt das die Chance, relativ exklusiv über die Neuerungen der kommenden Version 2020 zu berichten. Wie immer hatten sich die SolidWorks-Mitarbeiter eine Persiflage auf eine Fernsehproduktion einfallen lassen, diesmal gab es SNN (SolidWorks News Network) in Anlehnung an eine CNN-Nachrichtensendung – komplett mit Wetterreporter Mark Schneider und Sportfachmann Jeremy Regnerus. Sie zeigten in einer raschen Abfolge die Neuigkeiten, die (wahrscheinlich) in SolidWorks 2020 zu erwarten sind. Hier die Zusammenfassung in der Bildergalerie:

Die Neuerungen im Einzelnen:

  • Splinekurvenbearbeitung: Die neue Torsion Continuity-Beziehung ermöglicht einen schöneren (G3-)Übergang zwischen Freiformkurven. Die Zebrabeleuchtung enttarnt etwaige Unstimmigkeiten in Oberflächen auf einen Blick.
  • Schnittansicht: Die neue Ansicht „Parallel zum Bildschirm“ erzeugt einen Schnitt, der beim Drehen des Modells immer „vorn“ bleibt, die Tiefe des Schnitts lässt sich mit dem Scrollrad der Maus einstellen.
  • Envelope Publisher: Um Unterbaugruppen in großen Baugruppen zu positionieren, musste man bisher oft die Hauptbaugruppe öffnen, was massiv Zeit verschlingen konnte, besonders bei sehr komplexen Produkten. Nun lassen sich in einer „schlanken“ Ansicht die für Baugruppenbeziehungen benötigten Bauteile in einer neuen Baugruppe sammeln, wo sie als Außenkonturen (Envelopes) hinterlegt sind. Die neue Baugruppe ist extrem schnell, weil die Anschlussgeometrien als „leichte“ Konturen dort enthalten sind. Zugleich ist die neue Baugruppe mit der Hauptbaugruppe referenziert.
  • Autofill Mass Properties: Bei der Berechnung von Gewicht und Schwerpunkt einer Baugruppe werden nun die Massen von Kabeln, Leitungen und Abdeckungen einberechnet. Bei Leitungen lässt sich jetzt ein „Gewicht pro Längeneinheit“ definieren, auf dessen Basis die Masse der Leitung abhängig von ihrer Länge berechnet wird.
  • Make Parts Flexible: Schon bisher konnte eine Feder automatisch ihren Befestigungspunkten folgen und verformte sich beim Bewegen des Assemblies. Nun wird die „Flexibilität“ dem Teil selbst zugewiesen statt der Verbindung von Teil und Befestigungen, und das Teil „versteht“ von selbst, welchen Bewegungen es bei der Verformung folgen soll – so habe ich es jedenfalls verstanden.
  • New Detailing Mode: Große Zeichnungen benötigen viel Ladezeit, jetzt lassen sie sich im Detaillierungsmodus öffnen, in dem externe Referenzen nicht mitgeladen werden. Trotzdem sind alle Zeichnungsblätter vorhanden und können bearbeitet oder gedruckt werden.
  • New Markup Features: In SolidWorks lassen sich nun Anmerkungen in Zeichnungen und Modelle „hineinmalen“, das geht mit Stift, Touch oder Maus – was immer die Hardware unterstützt. Die Anmerkungen werden im Featurebaum gespeichert und lassen sich als PDF, Snapshot oder eDrawing exportierten und betrachten.
  • Und nicht zuletzt verwiesen die Präsentatoren wieder auf den SolidWorks Platform Connector, mit dem sich das CAD-System in die 3DExperience-Plattform integrieren lässt, sowie auf die nahtlose Zusammenarbeit mit xDesign und xShape.

Die großen News sind in diesem Jahr also nicht im System selbst, sondern im „Ecosystem“, also in der .Works-Produktfamilie, zu finden – einige der obengenannten Features wurden von den Anwesenden allerdings freudig begrüßt, vor allem die aus dem Bereich Zeichnungen und die „Parallel zum Screen“-Schnittansicht.

Die Botschaften der 2019 auf einen Blick.

Von der General Session gibt es nicht viel zu berichten, es fand ein Startup-Pitch statt, in dem drei Jungunternehmer um eine Unterstützung durch Dassault Systèmes kämpften, gefolgt von einem Vortrag von Space Shuttle-Astronaut Leland Melvin sowie einer Zusammenfassung und Verabschiedung durch Gian Paolo Bassi.

Weder bei den Startups noch bei Melvins Vortrag war ein Zusammenhang mit SolidWorks zu erkennen. Die Veranstalter hatten einiges am gewohnten Format gedreht, so liefen am Dienstag drei „General Session“ parallel, früher wesentliche Teile des Mittwoch-Vormittages waren wie oben beschrieben entweder versteckt oder gar nicht mehr zu finden. Was am Montag mit einer wirklich interessanten und mit Neuigkeiten gespickten General Session gut begann, flachte in den beiden folgenden Tagen stark ab.

Die Dienstags-Sessions trugen die wenig aussagekräftigen Namen „Design to Profit“, New Horizons“ und „R&D Futures“. Ich besuchte letztere Session, weil diese noch am ehesten interessante Informationen versprach, doch meine Aufzeichnungen beschränken sich auf wenige, bekannte Punkte: die neue Grafikengine der Vorjahresversion, 3DExperience-Anbindung, Videotelefonie mit SWYM, SubD-Modelling mit xShape, etwas Simulia, DelmiaWorks und Marketplace. Die anderen Session sollen noch weniger gebracht haben.

Ein anderes Beispiel: VP Strategy und Business Development Suchit Jain, üblicherweise ein steter Quell von Informationen und interessanten Einsichten, präsentierte in einem Pressegespräch unter dem Thema „Industry Renaissance & the SolidWorks Customer“ unter anderem ein AR-Startup und ein Fablab in Indien – mehr habe ich jedenfalls nicht mitgeschrieben. Da hätte es sicherlich interessantere und gehaltvollere Kundenbeispiele gegeben unter den inzwischen sechs Mio. Anwendern.

Leland Melvin auf der SolidWorks World 2019.
Interessanter Vortrag von Leland Melvin, aber leider kein Bezug zu SolidWorks oder auch nur zu CAD.

Ich beobachte auf der SolidWorks World seit Jahren vor allem bei den General Sessions einen Trend weg von „harten“ Informationen und technischen Beispielen und hin zu Marketingparolen und Vortragenden, die mit SolidWorks nichts zu tun haben. Der eine oder andere Motivationssprecher ist ja eine nette Einlage, aber am Mittwoch habe ich einfach mal in einer kompletten, anderthalbstündigen General Session keine einzige mitschreibenswerte Information gefunden. Als Pressevertreter hat man sicher einen speziellen Blick auf solche Veranstaltungen und „echte“ Anwender bekommen in den Workshops und Technical Session viel Input, aber das ist für mich keine Ausrede für so viele themenfremde Inhalte und Darbietungen. Tolle Anwendungen dürfen gerne präsentiert werden, aber es wäre doch interessant zu sehen, dass und wie in diesen Anwendungen SolidWorks eingesetzt wird.

Meine Hoffnung zur 3DExperience World 2020 in Nashville: Mehr „harte“ Informationen und interessante Inhalte, die zum Thema – also der Softwarefamilie rund um Experience.Works – passen. Mehr technische Infos auch in den General Sessions, mehr Community, mehr Screenshots und Demos. Dafür ist man auf einer solchen Veranstaltung. Neue Horizonte? Gerne und jederzeit, aber eben mit einem Bezug zu SolidWorks und der 3DExperience. Die Software hätte es verdient – die Anwender und Besucher auch.

Wietere Berichte von der SolidWorks World 2019:

Tag 1 und 2

DelmiaWorks

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