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AR und IoT auf dem PTC Forum Europe: Die Zukunft ist schon hier

Mit der Digitalisierung ist es so eine Sache, viele sprechen darüber, aber die Umsetzung ist bei weitem nicht so weit, wie es einem High-Tech-Land wie Deutschland gebührt. Das am 28. November im Stuttgarter Kongresszentrum ICS zeigte Wege auf, wie sich die digitale Transformation nutzen lässt, um Wettbewerbsvorteile zu generieren.

PTC Forum Stuttgart
Das PTC Forum in Stuttgart war mit knapp 2.000 Besuchern ausverkauft.istr schon da

Wie drängend das Thema ist, zeigte sich schon am Besucherzuspruch: Die fast 2.000 Plätze im Forum waren komplett ausverkauft, weitere mehr als 2.000 Interessenten verfolgten die Veranstaltung per Livestream. Nach der Eröffnung durch Marketingleiter Eric Snow präsentierte Executive Kathleen Mitford die gesamte Produktpalette von PTC von der Modellierung bis zum und (). Ihr Motto zur Einstimmung lautete „Wer stehenbleibt, verschwindet“.

Bei den neuen Technologien gehe es nicht um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“. Die Kunden verlangen immer smartere und vernetzte Produkte, dementsprechend müssen solche, immer komplexeren Produkte entwickelt werden. Produkte sind zudem nicht mehr statisch, sondern können ihren Funktionsumfang und ihr Verhalten durch Updates massiv erweitern und aktualisieren. Deshalb ist das eigentliche Geschäftsmodell, dem Kunden alle paar Jahre eine neue Produktgeneration zu verkaufen, obsolet – Services und Dienstleistungen sind die Zukunft.

Eine wichtige Antwort von PTC auf diese Herausforderung ist Simulation. Diese war bisher im Prozess eher nach der Modellierung angeordnet und diente zur Verifizierung des fertig konstruierten Produkts. PTC hat nun in einer Partnerschaft mit Ansys deren neues Produkt Discovery Live als Simulation Live in das CAD-System integriert. Das Interessante an Simulation Live: Die Simulation läuft – dank Unterstützung der Nvidia-Grafikkarte – extrem schnell, quasi in Echtzeit während der Modellierung. Der Anwender sieht also jederzeit die Auswirkungen einer Geometrieänderung auf die Festigkeit seines Teils oder seiner Baugruppe. Das Tool ist so integriert, dass sämtliche Definitionen von Randbedingungen in der Creo-Datei landen und später von Creo Simulation weiter genutzt werden können. Auch andersherum funktioniert die Integration: Lädt der Anwender ein Modell, die schon einmal mit Creo Simulation analysiert wurde, nutzt Simulation Live die enthaltenen Randbedingungen direkt.

PTC Forum Europe: Zukunftstechnologien sind heute schon real

Produkte und Produktentwicklungsprozesse werden immer komplexer, sagt Kathleen Mitford.

Ergänzt wird die konstruktionsbegleitende Simulation durch den Kauf von Frustum, über den ich letzte Woche geschrieben habe. Auf die Integration der Generative Design-Funktionen, die Frustum entwickelt hat, müssen die Anwender noch bis Creo 7 warten, die Integration von Simulation Live wird dagegen im zweiten Quartal 2019 die Anwender erreichen, nacheinander im April für Creo 5, Mai für Version 4 und Version 6 im Juni. Brian Thompson, Senior Vice President des CAD-Business bei PTC, gab zudem bekannt, dass alle Anwender von Creo 5 in den nächsten Tagen mit einem der nächsten Zwischenupdates eine 20-Tage-Lizenz von Simulation Live erhalten. In einer späteren Session des PTC Forum zum Thema wurde zudem bekanntgegeben, dass in Creo 7 Ansys AIM als neue Simulationsplattform integriert wird.

Iain Michel, der als Senior Vice President für IoT zuständig ist, hatte ein schönes Bild: „Früher sprach man über die „Stimme des Kunden (Voice oft he Customer), heute ist IoT die Stimme des Produkts.“

PTC-Urgestein Mike Campbell ist inzwischen als Executive Vice Director für Augmented Reality (AR) zuständig. AR ist als vierte große Business Unit neben CAD (Creo), PLM () und IoT () getreten, die zugehörige Marke ist . Im AR-Bereich hat PTC eine Partnerschaft mit Microsoft geschlossen, um deren Hololens-Hardware nutzen zu können. PTC sieht AR als Medium, um drei Herausforderungen zu begegnen: Dem immer drängenderen Facharbeitermangel, den komplexer werdenden Produkten und Arbeitsumgebungen, die immer mehr Know-how erfordern und den steigenden Anforderungen der Kunden. AR ermögliche es, neue Mitarbeiter schneller produktiv zu machen und Außendienstmonteure zu unterstützen, indem man ihnen einen erfahrenen Experten zur Seite stellt, der über die AR-Brille aus der Ferne Unterstützung geben kann. So lässt sich das im Unternehmen vorhandene Wissen effizienter nutzen.

Mike Campbell zeigte, welche Vorteile sich Fertigungsunternehmn von AR versprechen.

Das entsprechende Produkt nennt sich Vuforia Chalk. Der Experte bekommt das Bild der Kamera der AR-Brille oder auch eines Tablets oder Smartphone übertragen und kann darauf Anmerkungen anbringen, beispielsweise wichtige Bauteile oder Schrauben markieren und schrittweise Anweisungen geben. Das System ist bidirektional, der Werker vor Ort kann ebenfalls Anmerkungen anbringen, um beispielsweise eine Frage zu illustrieren.

Während Vuforia Chalk die interaktive Zusammenarbeit ermöglicht, bietet Vuforia Studio die Möglichkeit, Wartungs-, Fertigungs-, Montage- und andere Anleitungen mit AR-Unterstützung zu erstellen. Die Experiences – so nennt PTC die auf einen Anwendungszweck angepassten AR-Anwendungen – lassen sich direkt aus Creo und Windchill heraus erzeugen, beispielsweise indem das CAD-Modell des Produkts in Vuforia Studio importiert wird und dort als Grundlage für die Erstellung der AR-Anwendung dient. Übrigens bietet PTC mit Vuforia Engine Entwicklern auch direkten Zugriff auf die AR-Engine in Vuforia. So lassen sich eigenständige AR-Applikationen programmieren.

PTC Reality Lab
Visuelle AR-Programmierung an der Demoanlage aus PTCs Reality Lab

AR ist keine Zukunftstechnologie, sondern tatsächlich schon in der Praxis angelangt, vor allem in den letzten zwölf Monaten sah Campbell einen massiven Wandel von Pilotprojekten zur Integration von AR in reale Prozesse. Als Beispiel wurde BAE Systems genannt, ein Unternehmen, das unter anderem hybride Busantriebe entwickelt und fertigt. Das Unternehmen stellt seinen Mitarbeitern und Kunden AR-basierte Serviceanleitungen zur Verfügung und konnte mit dieser Technologie seine Servicekosten drastisch reduzieren, die Montagezeiten konnten halbiert, die Kosten in diesem Bereich auf ein Zehntel reduziert werden.

Ein Highlight des PTC Forum war für mich ein ThingWorks-Projekt aus dem Reality Lab, dem „Spielplatz für Entwickler“ bei PTC. Reality Lab-Chef Dr. Valentin Heun präsentierte eine (Demo)-Maschine, die Linsen von einem Vorratsbehälter über ein Förderband transportierte und in einen Behälter laufen ließ. Der wiederum stand auf einer Waage, so dass die Maschine bestimmte Linsenmengen dosieren konnte. Heun zeigte mit Hilfe eins Tablets, dass die Maschine über eine ganze Reihe von Sensoren verfügt, deren Werte über AR auf dem Tablet angezeigt werden. Spannend wurde es, als er die On/Off-Schaltflächen, die anfangs nur auf dem Tablet zu sehen waren, per Drag & Drop auf das Display der Maschine verschob und diese dort nicht nur auftauchten, sondern auch direkt funktionierten. Eine Art visueller AR-Programmierung ohne Code oder Ähnliches.

AR-Programmierung
Die virtuellen An/Aus-Schaltflächen wandern mit einem Wisch auf das Display der Maschine.

Dies war nur eine Lab-Anwendung, aber sie zeigt deutlich, wohin die Reise geht: In eine Zukunft, in der virtuelle und reale Welt durch AR zusammengefügt werden. Die virtuelle Welt beeinflusst die reale und andersherum. Und die Werkzeuge werden so einfach, dass der Aufwand zum Aufbau einer AR-Experience nicht wie bisher den Spareffekt zunichtemacht.

Mein Eindruck vom PTC Forum: Die Wirtschaft realisiert gerade, dass wir tatsächlich schon heute in der Zukunft leben, die uns jahrelange angekündigt wurde. Konzepte wie IoT und AR dringen in die reale Welt der Unternehmen vor und werden zu ganz natürlichen Bestandteilen der Unternehmensprozesse. Viele Unternehmen sind auch schon weit in  der Umsetzung und PTC bietet einen beeindruckenden Werkzeugsatz an, um die Zukunftstechnologien heute schon umzusetzen.

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