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Norton Motorbikes: Schnelle Entwicklung dank Creo

Letzte Woche hatte ich auf Einladung von PTC die Gelegenheit, den britischen Motorradhersteller Norton zu besuchen. ist eine der traditionsreichsten Motorradmarken weltweit und stellte im Jahr 2010 sein erstes modernes Motorrad vor. Jetzt konnte mit Hilfe von die neue V4 RR in nur einem Jahr entwickelt werden.

Der handgefertigte Rahmen der Serienmaschine ist durch Optimierung 3 Kilo leichter als derjenige der Rennmaschine.

1898 gründete James Lansdowne „Pa“ Norton in Wolverhampton eine Motorradfabrik, die in der Folge zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Motorradhersteller aufstieg. Vor allem bei den mörderischen Straßenrennen der Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man wurde Norton zu einem Mythos. Das Unternehmen gewann nicht nur die allererste Ausgabe im Jahr 1907, sondern bis heute insgesamt 94 TT-Rennen, darunter in einer bis heute unerreichten Serie die Rennen der Jahre 1947 bis 1954.

Wie die meisten britischen Motorrad- und Automarken geriet Norton in den 70er-Jahren in Schwierigkeiten, ging mehrmals bankrott und wurde immer wieder verkauft. Am Ende war 2008 wenig mehr übrig als ein Markenname, ein Logo, Zeichnungen und drei Prototypen eines neuen Modells der legendären Commando. Stuart Garner, ein Geschäftsmann, der eine der führenden britischen Feuerwerksfirmen aufgebaut hat, kaufte 2008 die Überreste und stellte mit Simon Skinner einen echten Motorradenthusiasten als technischen Direktor ein. Garner kaufte das historische Herrenhaus Donington Hall direkt neben der gleichnamigen Rennstrecke und baute hinter dem Herrenhaus ein Gebäude als neue Norton-Firmenzentrale.

Ein Traum in Kohlefaser: Die Norton V4 RR vor Donington Hall (Bild: Norton).
Ein Traum in Kohlefaser: Die Norton V4 RR vor Donington Hall (Bild: Norton).

Skinner stellte schnell fest, dass die als produktionsreif bezeichneten Prototypen weit von einer Straßenzulassung entfernt waren. So arbeiteten die Motorräder mit Vergasern, die aufgrund der Emissionsbestimmungen nicht mehr zulassungsfähig sind. Skinner und ein kleines Team arbeiteten ein Jahr daran, die Commando 961 auf die Straße zu bringen, und konnten im Jahr 2010 die erste moderne Norton vorstellen. Inzwischen sind mehr als 2.000 Motorräder aus der Fertigung in Donington Hall auf der Straße.

In den letzten Jahren kehrte Norton auch zur TT auf die Isle of Man zurück, um ein sehr schnelles Straßenmotorrad zu entwickeln. Die V4 SS basiert auf einem sehr schlanken Rahmen aus Rundrohren, der über mehrere Jahre entwickelt wurde und jeweils bei der TT seine schwerste Prüfung bestehen musste. Im November 2015 wurde beschlossen, aus der TT-Rennmaschine eine Straßenmaschine zu entwickeln, die im Gegensatz zu den Rennmaschinen auch einen eigenen Motor nutzen sollte. Genau nach einem Jahr, im November 2016 stand das fertige Motorrad auf der größten britischen Motorradmesse, der Motorcycle Live 2016.

Simon Skinner, technischer Direktor bei Norton, ist sehr zufrieden mit Creo.
Simon Skinner, technischer Direktor bei Norton, ist sehr zufrieden mit Creo.

In einem Jahr auf die Straße – dank Creo

Simon Skinner und seinem Team aus fünf bis zehn Konstrukteuren gelang es, innerhalb eines Jahres ein komplett neues Motorrad mit V4-Motor zu entwickeln. Die Rennmaschine gab Inspirationen, Skinner begann jedoch „auf einem weißen Papier“. Die neue Norton V4 hat 1.200ccm Hubraum und 200 bhp. Nicht nur die Verkleidung, sondern auch der Tank des Motorrads bestehen aus Kohlefaser, was das Gewicht unter 200 Kilogramm bringt. Ungewöhnlich war, dass die Konstrukteure nicht zunächst ein Clay-Modell erstellten, sondern vom digitalen direkt zum realen Prototypen übergingen.

Skinner sagte im Gespräch, dass die Freiformflächenfunktionen von Creo großen Anteil an der kurzen Entwicklungszeit hatten, da er sehr schnell die Formen von Verkleidungen und Tank modellieren konnte. Das gesamte Motorrad inklusive des Motors – für den sich Norton Unterstützung eines externen Entwicklerteams holte – wurde als 3D-Modell zusammengesetzt, um die Konstruktion zu überprüfen. Interessanterweise wurden kaum 3D-gedruckte Teile genutzt, da nach Worten Skinners die Kohlefaserteile preiswerter und „gleich zu verwenden“ waren.

Creo Freeform wurde eingesetzt, um die Außenhautdes Motorrads zu modellieren (Bild: PTC).

„Wir hatten mit dem direkten Schritt vom Digitalmodell zum Prototypen zu 97 Prozent Erfolg und konnten so eine extrem kurze Entwicklungszeit einhalten“, sagte Skinner. Inzwischen sind die V4 komplett ausverkauft, so dass die Wachstumszahlen – 2016 50 Prozent, 2017 100 Prozent – praktisch sicher erreicht werden. Ebenso ungewöhnlich: Das Unternehmen schreibt von Anfang an schwarze Zahlen – unter anderem dank der relativ kleinen Mannschaft.

Der Besuch bei Norton war sehr interessant, selten sieht man eine solch verschworene Mannschaft in einer Firma. Skinner war voll des Lobs für die Konstruktion mit Creo, das offensichtlich wirklich ein sehr effizientes Konstruktionstool ist. Der Mut, ohne Zwischenschritt vom Digitalen in die Realität zu wechseln, hat sich gelohnt. Norton reklamiert für sich, den Aston Martin unter den Motorrädern zu bauen, und dieser Anspruch ist in Donington an jeder Ecke zu spüren.

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