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Eilmeldung: Siemens kauft CD-adapco

[Artikel komplett überarbeitet am 26.01.2016]

Das Handelsblatt meldete am 25. Januar, dass Siemens den Simulationsspezialisten CD-adapco kaufen wird. Das Wichtigste:

cdadapco Die Münchner übernehmen die US-Softwarefirma CD-Adapco mit 900 Mitarbeitern, wie zwei mit den Plänen vertrauten Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. […] Für die 1980 gegründete Firma mit einem Jahresumsatz von rund 200 Millionen Dollar bezahle Siemens knapp eine Milliarde Dollar in bar, sagten die Insider. Mit CD-Adapco wolle Siemens als einer der größten Fabrikausrüster der Welt seine Angebotspalette für produzierende Unternehmen erweitern. Die Transaktion solle voraussichtlich noch am Montag bekannt gegeben werden.

Inzwischen hat auch Siemens eine entsprechende Pressemitteilung herausgegeben. Der genaue Kaufpreis liegt nach den Angaben dieser Pressemitteilung bei 970 Mio. Dollar, das ist in etwa der fünffache Umsatz von CD-adapco, der zuletzt bei knapp 200 Mio. Euro gelegen hatte. Dass sich nach dem Tod des CD-adapco-Gründers und Mehrheitseigners Steve McDonalds etwas an den Besitzverhältnissen ändern würde, hatte ich schon erwartet. Nach McDonald Tod hatte seine Witwe Sharron McDonald die Geschäfte übernommen.

Siemens erwartet neben der Ausweitung des Portfolios auch finanzielle Vorteile, explizit nennt die Pressemitteilung den

Umsatz von nahezu 200 Millionen US-Dollar mit  für die Softwarebranche üblichen zweistelligen Margen. In den vergangenen drei Geschäftsjahren steigerte CD-adapco seinen Umsatz im Durchschnitt bei konstanten Wechselkursen um jährlich mehr als 12 Prozent. Für die Zukunft erwartet Siemens für das Geschäft ein weiterhin kräftiges Wachstum.

Zudem passt CD-adapco gut ins Siemens-Portfolio und ergänzt dort das Angebot der  Siemens-Division Digital Factory (DF) – in der auch organisatorisch verankert ist – wie die Pressemitteilung weiter ausführt:

DF ist der Marktführer bei der Automatisierungstechnik und ein führender Anbieter bei Product Lifecycle Management (PLM) Software. „Durch die Ergänzung unseres Portfolios mit erweiterten Simulations-Tools, wie CFD und der Integration von erfahrenen Experten auf diesem Gebiet bauen wir unsere Kernkompetenz in der modellbasierten Simulation, die einen sehr genauen digitalen Zwilling eines Produkts erstellt, erheblich aus“, sagte Anton Huber, CEO der Division Digital Factory.

Die Softwaresuite von CD-adapco ermöglicht komplexe Strömungsberechnungen wie beim Wiedereintritt des Space Shuttle (Bild: CD-adapco).
Die Softwaresuite von CD-adapco ermöglicht komplexe Strömungsberechnungen wie beim Wiedereintritt des Space Shuttle (Bild: CD-adapco).

„Als Teil der Vision 2020 treibt Siemens mit der Übernahme von CD-adapco das Wachstum im digitalen Geschäft voran und erweitert das Portfolio im Bereich der Industriesoftware. Simulationssoftware ist entscheidend, um bessere Produkte schneller und kostengünstiger auf den Markt zu bringen. Mit CD-adapco kaufen wir einen etablierten Technologieführer, mit dem wir unser Weltklasse-Industriesoftware-Portfolio ergänzen und unsere Strategie zum Ausbau unseres digitalen Unternehmensportfolios weiter umsetzen“, sagte Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstands von Siemens.

CD-adapco ist ein globales Unternehmen für Simulationssoftware mit einer einzigartigen Vision für Multidisciplinary Design eXploration (MDX). Diese Simulationssoftware ermöglicht einen besonders zuverlässigen Informationsfluss im Designprozess. […] CD-adapco hat derzeit weltweit über 3.200 Kunden. Die Software wird aktuell von 14 der 15 größten Automobilhersteller, den Top 10 Zulieferern der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie von neun der zehn größten Hersteller im Energie- und Marinebereich genutzt.

Auch ich bin mir sicher, dass CD-adapco mit seinen Lösungen für die Strömungssimulation (STAR-CD, STAR-CCM+) und Designoptimierung (MDO) sehr gut ins Siemens-Portfolio passt. CD-adapco war sicher keine billige Akquise, aber Siemens bekommt einen hohen Gegenwert. Gleichzeitig stellt das Andocken an Siemens CD-adapco in Bezug auf die Besitzverhältnisse auf ein sicheres Fundament. Und Siemens hat mit der Eingliederung von Unigraphics und der heutigen Weiterentwicklung der PLM Software gezeigt, dass man durchaus in der Lage ist, ein US-Softwareunternehmen zu integrieren, ohne die Kreativität zu ersticken. Ich denke, dass diese Akquise tatsächlich eine Win-Win-Situation ist.

Nett im Handelsblatt-Artikel finde ich den Absatz:

„Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. CD-Adapco passt perfekt ins Portfolio“, sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Das Unternehmen sei auf den ersten Blick zwar nicht billig, aber der Konkurrent Dassault sei noch höher bewertet.

Anscheinend ist Herrn Ruland der Unterschied zwischen einem Simulationsspezialisten und einem „All-inklusive“-Anbieter wie Dassault Systèmes nicht ganz klar…

Weitere Informationen bei meiner geschätzten US-Kollegin Monica Schnitger.

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2 Kommentare

  1. Michael Wendenburg

    Hallo Ralf,

    das Hauptproblem ist nicht der Preis für CD-adapco, sondern dass keiner der PLM-Hersteller das CAE-Geschäft besonders ernst nimmt. Bei der Integration in den großen PLM-Bauladen gehen kleinere Spezialanwendungen in aller Regel unter. Man denke nur an die „Stylisten“ ICEM oder Alias, die zum Teil mehrfach den Besitzer gewechselt haben, weil die Käufer nichts damit anzufangen wussten. Und wer erinnert sich noch daran, dass das zusammen mit Unigraphics von Siemens übernommene SDRC-Erbe sehr leistungfähige CAD-Tools umfasste? Warum hat Siemens die nicht weiter ausgebaut, wenn man so sehr an dem CAE-Geschäft interessiert ist, frage ich mich.

    Gruß, Michael

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