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Klein aber fein: Lino Design & Sales Automation Konferenz 2015

Es müssen ja nicht immer die riesigen Anwendertreffen sein wie die World oder die Autodesk University – auch bei kleinen Anwendertreffen finden sich interessante Informationen und überraschende Präsentationen. So auch auf der Lino Design & Sales Automation Konferenz des Mainzer Spezialisten für Produktentwicklung und Vertrieb, die ich gestern und heute besuche. Highlight für mich waren Hands-On-Sessions und eine Simulationspräsentation.

Den 80 Teilnehmern der Lino-Konferenz erklärte Uwe Burk die Entwicklung von Engineering 4.0.
Den 80 Teilnehmern der -Konferenz erklärte Uwe Burk die Entwicklung von Engineering 4.0.

Die diesjährige Lino-Konferenz wurde erstmal zweitägig veranstaltet, in der sechsten Ausgabe konnte Marketingleiter Michael Kilian im Wiesbadener Dorint-Hotel etwa 80 Besucher und Partner begrüßen. Die Teilnehmer kamen von namhaften Unternehmen, sie bildete eine gute Mischung vom Interessenten bis zum langjährigen Kunden. Entsprechend breit gefächert war das Vortragsprogramm, neben allgemeinen Vorträgen und Anwenderberichten wurden Hands-on-Sessions und Expertenrunden angeboten, in letzteren ging es dann tief in die Technologie der von Lino angebotenen Softwarepakete.

Lino hat sich auf Technologie-Beratung, Design Automation, Vertriebs-/Produktkonfiguration, 3D CAD, 3D Rendering, Daten-Klassifikation und „Software Made by Lino“ zur Integration mit Produkten aus den Bereichen CAD, KBE, PDM, CRM, ERP, WEB und mobile Endgeräte fokussiert.

Von Prozessanalyse und Training, über Installation bis hin zu Einführungsunterstützung und prozessbezogenem Consulting, bietet Lino innerhalb ihrer Geschäftsbereiche praxiserprobtes Know-how und vielfältige Kompetenz für die Integration innovativer Technologien in den betrieblichen Ablauf. Das Unternehmen hat 20 Mitarbeiter und konnte, wie Geschäftsführer Rüdiger Dehn in seiner Einführung erwähnte, in den letzten Jahren immer ein Wachstum zwischen 33 und 65 Prozent erzielen, im laufenden Jahr sollen es gar 70 Prozent sein.

Mit Lino Aufstellpläne in 3D erzeugen

Das Unternehmen entwickelt auch eigene Software, beispielsweise Lino 3D layout. Die SolidWorks-Zusatzanwendung ermöglicht das Erstellen von 3D-Aufstellplänen zur Projektierung und zum Vertrieb von Industrieanlagen. Dabei greift 3D layout auf die Daten des Produktkonfigurators TactonWorks. Diese ebenfalls in SolidWorks integrierte Applikation ermöglicht es, 3D-Modelle mit Regeln, Tabellen und Verknüpfungen zu versehen und diese über eine einfache Oberfläche zur Auswahl zu stellen. TactonWorks ist eine Untermenge von Tacton, einem umfangreichen Vertriebs- und Produktkonfigurators des gleichnamigen schwedischen Herstellers.

Auch EngineeringSpot-Leser fanden sich unter den Vortragenden.
Auch EngineeringSpot-Leser fanden sich unter den Vortragenden.

Lino unterhält neben den Technologie-Partnerschaften mit Dassault Systèmes SolidWorks, Tacton Systems, Microsoft, Luxion, keytech Software, Simus Systems und SpaceClaim aktive Vertriebs- und Service-Partnerschaften mit nahezu allen SolidWorks Resellern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von diesen waren Coffee, DPS und SolidPro vertreten, zudem Tacton, keytech, Simus und der Münchner Simulationsanbieter machineering.

Letzterer war mit industrialPhysics, einer 3D-Physiksimulation mit Echtzeitfähigkeit, für ein erstes Highlight verantwortlich. Hierbei verknüpften Lino-Mitarbeiter Ingo Knoch und machineering-Entwicklungsleiter Dr.-Ing. Georg Wünsch Modelle aus 3D layout mit der Physiksimulation. Damit ließ sich der Transport von Bauteilen – in diesem Fall grüne Quader – auf den Förderbändern, die Knoch interaktiv zusammengesetzt hatte, sehr realistisch simulieren.

Knoch fügte eine Weiche hinzu, auf der seitlich flachere Quader eingeleitet wurden, und baute dann zwei Ausleitestationen an, die mit einer virtuellen Lichtschranke versehen war. Letztere kontrollierte die Höhe der Quader und die Simulation zeigte, wie die erste Station die flacheren Quader durchließ, die höheren Quader dagegen seitlich in eine Gitterbox ausleitete. Eine solch realistische Echtzeitsimulation habe ich zwar schon gesehen, aber immer in Verbindung mit High-End-CAD- und -Simulationssystemen.

Wünsch sagte im Gespräch, dass die Vorbereitung der Simulation – also die Definition der Simulationseigenschaften in den Tacton/SolidWorks-Modellen – zwei Tage gedauert hatte. Ist diese Vorarbeit getan, lassen sich beliebige Aufstellplanungen simulieren, die Definition berücksichtigt dabei die der Bauelemente, das heißt, wenn beispielsweise ein Förderband breiter gemacht wird, berücksichtigt die Simulation die geänderte Geometrie direkt. Die Simulationsparameter werden direkt im SolidWorks-Modell gespeichert, die ganze Lösung läuft also nahtlos im CAD-System, es werden keine Daten an externe Modelle übergeben oder extern gespeichert. Eine wirklich tolle Möglichkeit, kundenindividuelle Anlagen zu verifizieren und dem Kunden die Funktion realistisch zu zeigen.

Hands-On-Sessions: Selbst konfigurieren

Ich konnte an zwei Hands-On-Sessions teilnehmen, in denen ich selbst mit TactonWorks und 3D layout arbeiten konnte. Zu beiden Themen muss ich noch eigene Beiträge schreiben, es war jedoch verblüffend einfach, die (nicht allzu komplexen) Beispiele nachzuvollziehen. Hilfreich war die tiefe und nahtlose Integration beider Anwendungen in SolidWorks – wer das CAD-System bedienen kann, wird auch mit der Bedienung dieser Anwendungen keine Probleme haben.

Die Liste der Vortragenden war prominent besetzt, erstmals besuchte Tacton-Gründer Christer Wallberg die Konferenz. Auch er konnte erfolgreiche Zuwachsraten nennen, Tacton wächst zwischen 35 und 40 Prozent pro Jahr, im nächsten Jahr soll sich der Umsatz sogar verdoppeln. Wallberg sagte, dass derzeit pro Quartal 15 neue Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung eingestellt werden.

Engineering 4.0, die nächste Stufe der Konstruktionswerkzeuge.
Engineering 4.0, die nächste Stufe der Konstruktionswerkzeuge.

Der zweite Tag wurde von Senior Sales Director Dassault Systèmes Uwe Burk eröffnet, der für den SolidWorks-Vertrieb in der Region Central Europe verantwortlich ist. Burk sprach über Engineering 4.0, er zeigte, dass sich interessanterweise von der Erfindung der Dampfmaschine – die die erste industrielle Revolution markiert – im Jahr 1780 bis zum Jahr 1970 zwar die Technik rasant weiterentwickelte, aber das Werkzeug des Konstrukteurs – die Zeichnung – fast gar nicht.

Und die weiteren Entwicklungen im Engineering waren keine Revolutionen, sondern Evolution: Das Zeichenbrett wurde durch das 2D-System ersetzt, um 1995 definierte Burk Engineering 3.0 mit der Einführung der 3D-Modellierung, heute kommt mit der Automatisierung der Konstruktion die vierte Evolution. Burk sieht als Voraussetzung dazu den Dreiklang aus CAD, Simulation und PDM. Diese drei Säulen sind jedoch erst in einem Drittel der weltweiten Fertigungsunternehmen im Einsatz, in Deutschland nutzen 40 Prozent der Unternehmen immerhin zwei der Säulen mit Schwerpunkt auf CAD und PDM. 15 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen sogar nur CAD – es gibt also noch einiges zu tun, bevor der Schritt zu Engineering 4.0 gegangen werden kann.

Die Teilnehmer der Lino Design & Sales Automation Konferenz 2015, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr zufrieden mit dem Event. Es wurde schön gezeigt, wie die Automatisierung der Konstruktion nicht nur Zeit spart, sondern die Prozesse reibungsloser und weniger fehlerhaft ablaufen lässt.

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