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Autorennen soll entscheiden: Wer ist der Beste im CAD/PLM-Markt?

Man hätte es kommen sehen können: Der Wettbewerb im Markt für Entwicklungssoftware wird immer härter, Neukunden gewinnt man nur noch, indem man Kunden von der Konkurrenz abzieht. Warum engagiert sich Siemens so sehr bei Daimler, wieso veranstaltet SolidWorks seine SolidWorks Worlds nicht mehr an den traditionellen Orten wie Disney Land oder Disney World, sondern in Arizona? Wieso bauen die Fahrzeughersteller plötzlich alle Geländewagen? Heute platzte die Bombe: Die CAD-Hersteller messen sich im direkten Wettbewerb mit fahrerlosen Autos.

Wer wird am Start stehen beim Darpa CAD Challenge (Bild: Darpa)?
Wer wird am Start stehen beim (Bild: Darpa)?

Seit dem Jahr 2004 veranstaltet die DARPA, die Defense Advanced Research Projects Agency, jedes Jahr Autorennen mit fahrerlosen Autos, die sich ihren Weg durch die Mojave-Wüste selbst suchen müssen. Offensichtlich wollen die CAD-Hersteller im nächsten Jahr mit eigenen Fahrzeugen zur Darpa CAD Challenge antreten, um endgültig festzustellen, welches System das Beste ist.

„Wir können das unseren Vertriebsmitarbeitern nicht mehr zumuten“, sagte der Vertriebsleiter eines großen CAD-Herstellers im Hintergrundgespräch. „Bisher mussten diese armen Kollegen bei potentiellen Kunden mit unbewiesenen Behauptungen arbeiten, es gibt sogar das geflügelte Wort von FUD (Fear, Uncertainty and Doubt, englisch für Furcht, Ungewissheit und Zweifel), die sie über die Konkurrenz verbreiten müssen. Das macht die Leute kaputt, wir verheizen hier junge, hoffnungsvolle Talente. Das können wir uns nicht mehr leisten. Wir wollen endlich belastbare Fakten, jeder soll sehen, welche Systeme das beste Produkt hervorbringen.“

„Das ist unser Markt!“

Einen weiteren Grund nennt Jim H., CEO bei PTC: „Wir können doch Google nicht diesen Markt überlassen! Die CAD-Branche arbeitete schon mit virtuellen Prototypen, da gab es Google noch gar nicht. Denen werden wir zeigen, wer den Produktlebenszyklus beherrscht!“

Entsteht hier schon das Wettbewerbsfahrzeug von Autodesk?
Entsteht hier schon das Wettbewerbsfahrzeug von Autodesk?

Die großen CAD-Hersteller verbünden sich teils mit langjährigen Kunden aus der Automotive-Industrie, teils setzen sie auf komplette Eigenentwicklungen. Siemens PLM-Software wird wohl mit einem Fahrzeug eines großen schwäbischen Herstellers antreten, wie CEO Chuck G. sagte: „Mancher hat sich gewundert, wie sehr wir uns in dem CAD-Projekt mit Daimler so engagieren, nun dürfte es jedem klar sein. Wir treten mit dem besten Auto der Welt an und werden deshalb gewinnen.“ Daimler stellte vor kurzem schon das erste autonome Auto vor, man scheint also auf einem guten Weg zu sein.

Dassault Systèmes tritt mit einem Tesla an. „Ich wollte eigentlich mit einem französischen Auto antreten“, so CEO Bernard C., „aber wir haben uns für die ausgereiften Erzeugnisse unseres Kunden Tesla entschieden, die langjährige Erfahrung im Bereich Elektromobilität mitbringen. Schon heute fährt der virtuelle Prototyp durch unsere Smart City 3DExperienCity. Das wird uns helfen, zu gewinnen.“

Bei Solid Edge geht man einen ganz anderen Weg. Man setzt auf die Intelligenz der Massen und lässt bei Local Motors in den USA ein Fahrzeug entwickeln. Dort können sich Autobegeisterte aus der gesamten Welt an der Entwicklung beteiligen. Solid Edge hat sogar kostenlose Lizenzen seiner Software herausgegeben, um die Entwicklung zu beschleunigen.

Ein wichtiges Indiz: Gian Paolo B. kam direkt von der Erkundungsfahrt auf die SolidWorks World in Arizona.
Ein wichtiges Indiz: Gian Paolo B. kam direkt von der Erkundungsfahrt auf die SolidWorks World in Arizona.

Auch Autodesk wagt sich an einen Eigenbau. Schon im letzten Jahr baute das Unternehmen am Pier 9 in San Francisco entsprechende Fertigungskapazitäten und Maschinen auf. CEO Carl B., der für seine handwerklichen Fähigkeiten bekannt ist, zeigt sich siegessicher: „Wir waren die ersten, die CAD auf dem PC anboten. Mit dieser Erfahrung werden wir alle schlagen! Mit Hilfe unserer Maya- und Alias-Sparte sind wir schon dabei, die computergenerierten Effekte für die Siegerehrung zu entwerfen.“ Man vermutet, dass Autodesk den Wagen 3D-drucken will, auf der Autodesk University in Las Vegas war sogar ein Prototyp zu sehen.

SolidWorks setzt, wie man hört, auf ein Stock Car-Rennfahrzeug, das allerdings erst noch auf die Bodenverhältnisse der Mojave-Wüste angepasst werden muss. CEO Gian Paolo B. verlegte jedenfalls, um unauffällig die Rennstrecke inspizieren zu können, die SolidWorks World 2015 nach Phoenix/Arizona. Auch der Austragungsort des nächsten Jahres, Dallas/Texas, deutet in die selbe Richtung. EngineeringSpot liegt sogar Material vor, in dem das Windschattenfahren der Konkurrenzfahrzeuge schon mal strömungstechnisch simuliert wird.

Die große Unbekannte ist bisher PTC. Mit welchem Hersteller wird sich die Creo- und Windchill-Schmiede verbünden? Man hat beste Connections zu deutschen wie fernöstlichen Herstellern. Gerüchte sprechen von einer Zusammenarbeit mit Shanghai Automotive Industries, die vom chinesischen Staat unterstützt wird, um den Weltmarkt für autonome Automobile zu erobern. Andere Gerüchte bringen Aston Martin ins Spiel. Auf jeden Fall wird das PTC-Fahrzeug smart sein. „Wir vertrauen voll auf das Internet der Dinge“, sagt Rob G., der für IoT zuständige Vorstand von PTC, „die Komponenten unseres Fahrzeugs kommunizieren konstant miteinander, so dass jede Unregelmäßigkeit sofort erkannt wird.“

Bei Onshape arbeitet man schon an einem Motor, auch wenn die Teilnahme noch unsicher ist (Bild: Onshape).
Bei Onshape arbeitet man schon an einem Motor, auch wenn die Teilnahme noch unsicher ist (Bild: Onshape).

Ebenso unklar ist bisher, ob Onshape am Wettbewerb teilnehmen wird. Dem Vernehmen nach testet eine Mannschaft um Onshape-Mastermind Jon H. derzeit noch, ob in der Mojave-Wüste eine Route mit lückenloser Internetabdeckung für die cloudbasierte Steuerung des Fahrzeugs gefunden werden kann. „Wir sind, um ehrlich zu sein, nicht sehr zuversichtlich“, sagt H. „Mit einem Cloudbasierten System in der Wüste anzutreten, in der seit Jahren keine einzige Wolke am Himmel stand, wird sehr schwer. Aber mit meiner tollen Mannschaft werde ich sicher noch eine Lösung finden.“

Die Hersteller haben noch genau ein Jahr Zeit für ihre Vorbereitungen, die Darpa CAD Challenge soll am 2016 gestartet werden. Man darf gespannt sein, wer gewinnt. Ich werde allerdings die Diskussionen um das beste CAD-System etwas vermissen – in einem Jahr wissen wir nämlich endlich eindeutig, wer der Beste ist.

Wer wird die Nase vorn haben im Darpa CAD Challenge?
Wer wird die Nase vorn haben im Darpa CAD Challenge?

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6 Kommentare

  1. Ralf Steck

    Ich gehe mal davon aus, dass es jedem klar ist, dass dieser Eintrag ein Aprilscherz ist. Ich wollte es nur mal gesagt haben, der Vollständigkeit halber :-)

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