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SolidWorks World Tag 1 und 2 – Die Zukunft wird klarer

Der Starredner des zweiten Tages, der theoretische Physiker und Populärwissenschaftler Dr. Michio Kuko, brachte in seinem Vortrag ein Zitat, das gut zu den beiden ersten Tagen der 2015 passt: „It is difficult to make predictions, especially about the future“ – „Vorhersagen zu treffen ist schwierig, vor allem wenn es dabei um die Zukunft geht“. Das weltweite Anwendertreffen am 9.-11. Februar brachte 5500 Teilnehmer nach Phoenix/Arizona.

28 Grad und Sonne – SolidWorks sucht seine Veranstaltungsorte immer so aus, dass man im Winter etwas Sommer tanken kann. In der Wüste von Arizona traf sich nun wieder die „Elite der Ingenieure“ (Zitat Bre Pettis, der am ersten Tag einen Keynote-Vortrag hielt), um Neuheiten und Informationen rund um SolidWorks zu erfahren. Am ersten Tag wurde sozusagen der vor drei Wochen bekanntgegebene Wechsel im Amt des SolidWorks-CEO von zu offiziell vollzogen. Der ebenfalls angereiste Dassault-Systèmes-CEO lobte Sicot für seine Tätigkeit; in den vier Jahren, in denen Sicot CEO war, habe sich die SolidWorks-Community verdoppelt, die Anzahl von Partnern um 36 Prozent und der Umsatz um 50 Prozent erhöht.

5500 Menschen in einem Raum: Keynote-Session bei der SolidWorks World 2015
5500 Menschen in einem Raum: Keynote-Session bei der SolidWorks World 2015

 

Sicot überlässt dem bisherigen Entwicklungsleiter Gian Paolo Bassi also ein gutgehendes Unternehmen. Der will die Zahl von aktuell 2,8 Millionen SolidWorks-Anwendern weltweit auf drei Millionen steigern – wenn man weiß, dass weitere zwei Millionen Lizenzen in Bildungsbereich eingesetzt werden, was einer Anwenderzahl von etwa drei Millionen entspricht, dürfte das zu schaffen sein.

Gian Paolo Bassi, der neue CEO von SolidWorks
Gian Paolo Bassi, der neue CEO von SolidWorks

Sicot blickte auf das Vorjahr zurück, das SolidWorks 2015 mit den neuen Modulen Model Based Definition (MDB) und Inspection gebracht hat. Das vor zwei Jahren präsentierte und im letzten Jahr auf den Markt gekommene Mechanik-Konzepttool heiß nun SolidWorks Conceptual Design, das im letzten Jahr vorgestellte SolidWorks Industrial Design ist nun ebenfalls marktreif. Beide letztgenannten Applikationen basieren auf der 3DExperience-Plattform und laufen zum Teil in der Cloud. Bassi zeigte Industrial Design zudem auf einem Tablet.

SolidWorks World und die 3DExperience

Etwas seltsam fand ich ein Video, in dem Bernard Charles die Möglichkeiten der 3DExperience-Plattform zeigte: Es zeigte einen Sonnenbrillenhersteller namens Bryo, der mit einer pulsmessenden Smartwatch ein neues Geschäftsfeld aufbaut. Detailliert wurde gezeigt, wie ein mit Google Glass und der Uhr ausgestatteter Jogger seine aktuellen Daten abrufen kann, wie der Lauf live ins Internet übertragen wird und wie Freunde per Chat den Läufer anfeuern. Man kann andere Läufer suchen, die auf der selben Strecke unterwegs sind, und sich mit diesen vergleichen oder verabreden. Schließlich zeigte ein weiteres Video, wie ein Designer eine Fahrradhalterung für die Uhr druckt, Charles zeigte Halterung und Uhr auch „in echt“ vor. Ein schönes Beispiel für die Möglichkeiten vernetzter Devices – doch wenn man im Netz nach Bryo sucht, wird man nicht fündig. Offensichtlich handelt es sich um ein gut gemachtes, aber eben nicht reales Beispiel. [Nachtrag: Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass es sich bei Bryo um eine Dassault-interne Ideenschmiede handelt, in der innovative Konzepte durchgespielt werden.]

SolidWorks zur 3D-Experience - der Paradigmenwechsel, wie ihn Bassi präsentierte.
SolidWorks zur 3D-Experience – der Paradigmenwechsel, wie ihn Bassi präsentierte.

Gian Paolo Bassi zeigte in der Keynote-Präsentation eine Folie, in der SolidWorks als „legacy“ und die neuen Applikationen als „innovation“ bezeichnet werden. Nun empfindet man das englische Wort „legacy“ im Deutschen als negativer als es im Amerikanischen genutzt wird – hier bedeutet es „Bestand“, „Erbe“, aber eine echte Zukunftsperspektive kann ich beim besten Willen in den Übersetzungen nicht erkennen. Im direkten Gespräch erläuterte Bassi, das er diese Begriffe „technisch“ gemeint habe in dem Sinne, dass SolidWorks auf der bekannten, hergebrachten Technologie basiert. Dass uns dieses System noch einige Jahre in die Zukunft begleiten wird, sieht man schon an der Strategie, die Bassi als Entwicklungsleiter verfolgt hat und als CEO weiterziehen wird: Die Verbreiterung des SolidWorks-Portfolios, für die unter anderem SolidWorks Plastics, Electrical, MDB und Inspection stehen. Er versprach weitere Ankündigungen in dieser Richtung, man darf gespannt sein.

Die Zukunftsstrategie scheint so auszusehen, dass im Laufe der Jahre aus den kleinen Sprösslingen Conceptual Design und Industrial Design ein vollständiges CAD-System entstehen soll, das auf Basis der modernen 3DExperience-Plattform eine nächste SolidWorks-Generation darstellen wird. Das heutige SolidWorks läuft so lange weiter, „wie die Kunden es wünschen“. Dassault Systèmes hat mit der Anbindung von SolidWorks und Draftsight an die 3DExperience-Plattform eine Verbindung von SolidWorks zur Cloudlösung geschaffen, so dass sogar Interoperabilität zur „großen“ Systemwelt gegeben ist.

Zugriff auf eine Fundgrube

Bassi sagte sinngemäß: „Wir haben freien Zugang zu Dassault Systèmes‘ ‚toyroom‘, können uns dort Funktionalität zusammensuchen, sie vereinfachen und in SolidWorks einbauen“ – wobei er damit das zukünftige 3DExperience-SolidWorks meinte. Und das ist wirklich sinnvoll – warum sollte man in Boston das Rad neu erfinden, wenn es in Vélizy fertige Lösungen gibt. Bassi hat eine klare Vorstellung, wie er SolidWorks von den anderen Angeboten der 3DExperience differenzieren und den Ansprüchen seiner Kunden gerecht werden will.

SolidWorks stehe unter dem Motto „Das Komplexe einfach machen“, warf CEO-Vorgänger Sicot ein. Effizienz, Anwenderfreundlichkeit und einfaches Umsetzen von Workflows nannte Bassi als „Markenkern“ von SolidWorks. Es gebe laufende Abstimmungen mit Catia-CEO Philippe Lauffer, welche Funktionalitäten in beiden Systemen wie umgesetzt werden. Zudem gebe es in vielen Funktionalitäten keine Unterschiede zwischen den Ansprüchen der Anwender: „Es gibt keine unterschiedlichen Sheetmetal-Anforderungen für große und kleine Unternehmen, höchstens in Sheetmetal für Electronics oder für Aerospace.“

Die Entscheidung, die neuen Applikationen „hybrid“ zu gestalten – das heißt, dass eine lokale Installation notwendig ist, Speichern und diverse Funktionalitäten aber in der Cloud liegen –  hat laut Bassi verschiedene Gründe. Eine „Vollcloudlösung“ sei zu abhängig von der Kompatibilität zu den schnell wechselnden Browserversionen, zudem kann der Anwender auch ohne Datenverbindung weiterarbeiten – das System aktualisiert die Daten, wenn wieder eine Verbindung steht. Losgelöst vom Netz stehen Funktionalitäten wie das Predictive Engineering in Conceptual Design, bei dem das System die Intentionen des Anwenders vorausahnt, oder die parallele Simulation nicht zur Verfügung.

Industrial Design steht nichtsdestotrotz in einer Browserversion zur Verfügung, die Nutzung beider Versionen kostet 190 Dollar pro Monat.

Der nächste Beitrag präsentiert die Neuerungen für SolidWorks 2016 – Spannung liegt in der Luft!

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