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Jeder ein Schmied?

Ist im Zeitalter des „Making“, der 3D-Drucker und der frei verfügbaren 3D-CAD-Software jeder, wenn nicht seines Glückes, dann doch seiner eigenen kleinen Produktionsanlage Schmied? Weniger schwülstig gefragt: Stimmt es tatsächlich, dass nun „jeder“ Ersatzteile selbst drucken kann? Ich glaube, nein.

Dass die Makerszene, zu der Hackerspaces, Fablabs und Faires gehören, so an Fahrt gewonnen hat, hat sicherlich mit dem allgemeinen Unwohlsein am hemmungslosen und oft hirnlosen Konsum zu tun.  Man muss vielleicht etwas Erklärungsarbeit leisten, denn dabei fallen einige Argumente und Gesichtspunkte ab.

Maker

Hackerspace in Mannheim (Bild: Wikipedia/Windgeist)
Hackerspace in Mannheim (Bild: Wikipedia/Windgeist)

Dieses Wort lässt sich kaum ins Deutsche übersetzen, Heimwerker trifft es nicht wirklich – und hat im Englischen auch nicht diese Bedeutung. Hersteller, Macher trifft es eher. Gemeint sind die Leute, die sich im Hobbybereich mit alten, aber auch neuen Technologien beschäftigen, um Dinge zu erschaffen. Es geht im Gegensatz zum Heimwerker weniger darum, die Heizungsanlage im Haus zu renovieren; das Umrüsten der Heizungsanlage auf eine Mikrocontrollersteuerung dagegen wäre ein typisches Makerprojekt.

Maker Faire

Eine Messe, auf der sich Maker treffen und „Makerbedarf“ gezeigt und  verkauft wird. Im letzten Jahr fanden zwei Messen in Hannover und München statt, in 2014 ist unter anderem auch in Friedrichshafen eine Maker-Messe geplant.

Hackerspace, Fablab

Offene Werkstätten, wobei bei den Hackerspaces eher die Information im Vordergrund steht – es finden beispielsweise Workshops und Vorträge statt, in denen Technik erklärt wird. Fablabs sind oft hervorragend ausgestattete Werkstätten, deren 3D-Drucker, CNC-Maschinen und herkömmliche Werkzeuge die Mitglieder benutzen dürfen. Reparaturcafes sind eine weitere Form, hier steht das reparieren defekter Geräte im Vordergrund.

Gemeinsam ist den Werkstätten immer der Gemeinschaftsgedanke – jeder hilft jedem, man gibt seine Kenntnisse weiter und arbeitet in lockerer Atmosphäre an eigenen oder gemeinsamen Projekten.

140226_Schmied_1 Zusammengefasst lässt sich sagen: Maker sind Menschen mit technischen Kenntnissen, die sich der Möglichkeiten bedienen, die immer preiswertere Computertechnik bietet – beispielsweise bei 3D-Druckern oder CNC-Maschinen. Die Idee, Geräte selbst zu reparieren, entsteht auch aus der Tendenz zu Produkten, die sich – eigentlich – nicht mehr reparieren lassen. Doch warum soll man einen Verstärker wegwerfen, nur weil ein oder zwei Bauteile defekt sind – Pfennigartikel, die sich fast kostenlos austauschen lassen. Man muss den Fehler nur finden und diagnostizieren können.

Es geht also gerade nicht um „jeden“, wie manche Analysen glauben machen wollen, sondern um technisch versierte Menschen. Und das macht auch Sinn, denn um beispielsweise einen 3D-Drucker nutzen zu können, bedarf es technischen Verständnisses. Das beginnt beim Bedienen und hört beim Vorbereiten des Druckmodells noch nicht auf.

Ich nutze als Vergleich gerne Photoshop: Diese Software ist gar nicht so schwer zu bedienen, ich scheitere trotzdem regelmäßig bei der Retusche von Bildern – und zwar nicht, weil ich die Software nicht bedienen könnte, sondern weil mir das „Fotografenwissen“ fehlt, den Bildfehler zu diagnostizieren: Ist das Bild nun blaustichig oder sind zu wenig Rot und Grün drin? Liegt es am Kontrast, der Helligkeit oder dem Alphakanal, dass ein Bild flau ist? Bei diesen Fragen hilft mir die Software wenig. Später Blau hinzuzugeben oder die anderen Farbregler herunterzuziehen ist wieder kein Problem.

Ähnlich steht es mit dem „Maschinenbauerwissen“. Wie jedes Fertigungsverfahren hat beispielsweise der seine Eigenheiten und Anforderungen. Nehmen wir mal das gern zitierte Beispiel, in dem sich der versierte 3D-Druckerbesitzer „mal schnell“ einen neuen Knopf für die Waschmaschine druckt: Das bloße Abmodellieren eines spritzgegossenen Knopfes wird nicht zum Ziel führen, weil beispielsweise beim Spritzguss Materialansammlungen vermieden werden müssen, der 3D-Druck dagegen gewisse Wandstärken benötigt. Das Spritzgussteil wird also eine dünnwandige Schale sein, das selbe Modell im 3D-Druck äußerlich massiv, aber beispielsweise innen mit nur 10 Prozent Füllung gedruckt. Man muss auch erkennen, welches die funktional wichtigen Bereiche eines Bauteils sind – Mancher wird sich viel mit der Außenhaut beschäftigen und die Befestigung des Knopfes auf der Welle vernachlässigen.

So ist auch hier wieder der technisch versierte oder zumindest halbgebildete Mensch gefragt. Der 3D-Drucker, der ebenso selbstverständlich wie heute der Papierdrucker neben dem PC steht, ist eine völlig falsche Vorstellung. Dem Maker stehen allerdings durch die neuen Technologien und leistungsstarke, preiswerte Software ganz neue Möglichkeiten offen.

Bildquelle Hackerspace

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