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PLM in der Cloud: Verlockung mit einigen Stacheln

Der aktuelle Prostep-Newsletter bietet mehrere Artikel zum Thema -PLM und Software-as-a-Service (SaaS). Die Artikel sind lesenswert und alles andere als übereuphorisch gegenüber der Verlagerung des Produktdatenmanagements in die Cloud. Ich selbst bin da sehr gespalten in meiner Meinung. Mit den -Experten bin ich der Meinung, dass der Trend zur Cloud nicht aufzuhalten ist, zu viele Vorteile hat die Nutzung der Cloud für die Anwender. Auf der anderen Seite lassen sich einige Minuspunkte finden, deren man sich gewahr sein und die man sich gut bedenken muss.

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Gerade für flexible Unternehmen, Startups oder verteilte Teams bietet die Cloud unschätzbare Vorteile: Der Ort, an dem man arbeitet, wird irrelevant – solange eine Netzwerkverbindung besteht. Alle Unterlagen liegen in der Cloud und reisen sozusagen mit. Es gibt eine „Single Source of Truth“, keine veralteten Versionen oder Daten und die Kosten sind durch Mietmodell oft einfacher zu verkraften als hohe Einmalzahlungen.

Doch es gibt auch gewichtige Nachteile. Dabei möchte ich die Sicherheit einmal außen vor lassen, ein gut geschützter Cloudspeicher mit Clients, die durch ordentliche Passwörter geschützt sind, ist allemal sicherer als ein selten gewarteter Server im eigenen Unternehmen oder gar ein Laptop ohne Zugangsschutz, aber mit allen Daten, den man im Zug liegen lässt oder der gestohlen wird. Serverseitige Verschlüsselung sorgt dafür, dass auf Cloudanbieter-Seite keine Daten abgegriffen werden können. Das früher am meisten genannte Argument gegen die Cloud ist damit weit weniger relevant als befürchtet.

In den Artikeln des Prostep-Newsletters klingen ganz andere Problemfelder an: Wie lässt sich gewährleisten, dass man jederzeit auf seine Daten zugreifen kann, vor allem, wenn der Cloudanbieter plötzlich aufgekauft wird oder den Betrieb einstellt? Lässt sich die Lösung an meine Anforderungen anpassen? Und schließlich: Wie gewährleiste ich einen nahtlosen Datenfluss zwischen den verschiedenen Bestandteilen meiner Softwarelandschaft, wenn diese Bestandteile in der Cloud oder teils in der Cloud, teils vor Ort liegen?

Zur ersten Frage: Die wirtschaftliche Stabilität des Anbieters muss sehr weit oben auf der Liste der Entscheidungskriterien für eine Cloudlösung stehen. Zwar ist es sicher keine Freude, wenn der Hersteller einer lokal installierten Software verschwindet, aber da funktioniert die Software nach wie vor weiter und vor allem sind die Daten auf der eigenen Festplatte und damit zugänglich. Bei einer Cloudsoftware ist der gesamte Zugriff weg, zudem habe man als Anwender normalerweise keinen Zugriff auf die Datenbanken selbst, sondern kann nur über eine Weboberfläche auf seine Daten zugreifen.

Ein gutes Softwarehaus kann beispielsweise aus Datenbanken einer veralteten Software die Datensätze und deren Verknüpfungen retten, auch ohne die Software selbst zu benutzen. Dazu benötigt man jedoch physikalischen Zugriff auf die Dateien. Dieser Sachverhalt betrifft noch einen zweiten Punkt: Kann man überhaupt ein sinnvolles, aussagekräftiges Backup ziehen und lokal verwahren? Es ist bei einem komplexen System wie einem PLM-System mit Workflows nicht weiterführend, beispielsweise alle Daten in Excel-Listen herunterzuladen, weil die Verknüpfungen zwischen den Datensätzen oft wichtiger sind als die Daten selbst.

cloud plm
Die Cloud wird immer mehr zur Realität im Unternehmen (Bild: Aka/pixelio.de).

PLM-, ERP- und andere Systeme, die das „Betriebssystem“ eines Unternehmens bilden, werden oft massiv an die Bedürfnisse und die Abläufe des Unternehmens angepasst. Das ist bei einer lokalen Installation überhaupt kein Problem und bei einer eigenen Cloud-Instanz auch nicht, wenn es aber in den Bereich der Multi-Tenant-Cloud bzw. Mehr-Mandantenfähigkeit geht – wenn also eine Softwarelösung für viele Firmen genutzt wird – dann sind der Anpassung enge Grenzen gesetzt, weil jede Änderung alle Mandanten betrifft.

Schließlich sind die verschiedenen Bestandteile des genannten „Betriebssystems“ – ERP, PLM, CRM und so weiter – heute hochintegriert. Das hat viele Vorteile und soll ja auch in Zukunft so funktionieren. Hier greift wieder die Beschränkung, dass kein direkter Zugriff auf die Daten möglich ist: Solange dieser Zugriff möglich ist, kann man im Notfall eine Schnittstelle programmieren, die auf die Rohdaten z.B. des ERP-Systems zugreift, die Materialstammnummer ausliest und diese ins PLM-System überträgt.

In der Welt der Clouds ist das nicht möglich und der Nutzer ist darauf angewiesen, dass der Cloudanbieter entsprechende APIs oder direkte Verbindungen zu anderen Cloudlösungen zur Verfügung stellt. Das Interview mit Ralf Waltram, der als VP der BMW Group für die IT-Systeme in der Fahrzeugentwicklung verantwortlich ist, zeigt, wie hochgradig vernetzt moderne Systeme sind.

Die Beispiele zeigen: Die Cloud hat bei allen Vorteilen verschiedene Eigenschaften, die man sauber bewerten muss, um ihre Relevanz auf das eigene Unternehmen bewerten zu können. Sie sind in jedem Fall ein wichtiger Teil jedes Entscheidungsprozesses. Insofern empfehle ich die weiterführende Lektüre, unter anderem eben bei Prostep.

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